Coface sieht die chinesischen Unternehmen in einer
akuten Gefahrenzone und hat daher die Länderbewertung von China in
der Stufe A3 unter Beobachtung für eine Herabstufung genommen. Das
gab der internationale Kreditversicherer jetzt bei der Country Risk
Conference 2015 in Paris bekannt. Das Zahlungsverhalten
verschlechtere sich, die Zahl nicht bedienter Kredite steige.
Aktuell stehen die Unternehmen in China vor mehreren
Herausforderungen. So hat sich das verlangsamte Wachstum verfestigt,
mehrere Branchen haben weiterhin Überkapazitäten, darunter die
Stahlproduktion und der Bau. Vor allem aber hat die Verschuldung ein
Besorgnis erregendes Niveau erreicht. Die Schulden des Privatsektors
schätzt Coface auf 200 Prozent des BIP, zumal die Bankkredite
schneller wachsen als das BIP. Hinzu kommt die Finanzierung über
Schattenbanken, die nicht transparent sind und bisweilen mit
Wucherzinsen arbeiten.
Die Phase erhöhter Risiken kommt für Coface nicht überraschend,
sondern ist kennzeichnend für eine „Normalisierung“ des chinesischen
Wachstums. Nach Jahren des Booms drohte ein Überhitzung. Die erklärte
Absicht der Behörden, stärker auf Konsum als auf Investitionen zu
setzen und so den Überkapazitäten zu begegnen, bedeutet auch, dass
die Unternehmen ihre enormen Schulden nicht länger systematisch
refinanzieren können. „So erwarten wir 2015 Zahlungsprobleme für
chinesische Unternehmen in einem Kontext, der kurzfristig nicht so
lebhaft, mittelfristig aber nachhaltiger ist“, erklärte Yves
Zlotowski, Chefvolkswirt der Coface.
Für die Weltwirtschaft ist Coface vorsichtig optimistisch und
erwartet sowohl für die Industrienationen als auch die Emerging
Markets eine leichte Verbesserung. Die entwickelten Länder dürften
nach 1,7 Prozent Wachstum im Vorjahr 2015 um 2,1 Prozent zulegen, die
aufstrebenden Länder nach 4,2 um 4,3 Prozent.
Allerdings haben viele aufstrebende Länder mit der Rückkehr
altbekannter Probleme zu kämpfen: Abfluss von Kapital und
wiederkehrende Schwankungen der Wechselkurse. Die Kombination aus
einer Verlangsamung der wirtschaftlichen Entwicklung, steigender
privater Verschuldung und wiederholten Abwertungen veranlasste Coface
dazu, einige Länderbewertungen nach unten zu korrigieren. Zu den
jüngsten Abstufungen gehören die der Türkei in B und die Russlands in
C. Dagegen hoben sich einige Länder mit einer positiven Entwicklung
ab. Vietnam, dessen Länderbewertung in C nun auf die positive
Watchlist gesetzt wurde, hat es trotz eines schwierigen
Geschäftsumfelds geschafft, seine Währung zu stabilisieren, die
Qualität der Produkte zu steigern und ausländische Investitionen
anzuziehen, vor allem aus Korea. Auch die Länderbewertung Sri Lankas
hat Coface angehoben: von C auf B. Seit dem Ende des Bürgerkrieges
2009 wächst die Wirtschaft kräftig und stabil und das
Haushaltsdefizit wurde reduziert.
Nach den jüngsten Heraufstufungen von Spanien, Deutschland und
Österreich in der Länderbewertung verkündet Coface eine weitere
Verbesserung in Europa: Portugal wird in der Stufe B mit positivem
Ausblick versehen. Das Land macht sich allmählich vom
Rettungsprogramm frei und erwartet 1,2 Prozent Wachstum in diesem
Jahr. Die finanzielle Situation der Unternehmen verbessert sich
schrittweise: Die Gewinne erholen sich und die Insolvenzen gehen
zurück.
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