
Von Christoph Storzum, VP Sales European Region, Scality
Für europäische Unternehmen sind Datenschutz und Datensicherheit weit mehr als regulatorische Pflichtübungen – sie stellen Grundpfeiler des Vertrauens dar. Dennoch stammen die meisten führenden Cloud-Anbieter nicht aus Europa. Daraus ergibt sich ein grundlegendes Spannungsverhältnis: zwischen formaler Compliance und echter Kontrolle. Zwar setzt die DSGVO hohe Standards, doch die Einhaltung dieser Vorgaben ist nur der Anfang. Geopolitische Spannungen und globale Überwachungsgesetze – wie etwa der US CLOUD Act oder FISA 702 – machen deutlich: Selbst innerhalb der EU gespeicherte Daten sind nicht automatisch vor fremdem Zugriff geschützt.
Mit wachsendem Bewusstsein für diese Risiken erwägen viele Unternehmen den Wechsel zu EU-basierten Cloud-Anbietern. Doch der Weg zu echter digitaler Souveränität ist komplexer als die bloße Entscheidung für einen lokalen Anbieter. Globale Hyperscaler dominieren weiterhin den Markt – und besonders für kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) sind Kosten, Bequemlichkeit und mangelnde Alternativen häufig Gründe für die Abhängigkeit von diesen Anbietern. Diese Abhängigkeit birgt erhebliche Risiken: von Anbieterbindung (Vendor Lock-in) über fehlende Transparenz bis hin zu unvorhersehbaren Kosten und rechtlichen Unsicherheiten.
Compliance als Illusion
Als Reaktion auf Europas Streben nach mehr digitaler Souveränität haben US-amerikanische Cloud-Anbieter „lokalisierte“ Lösungen eingeführt – inklusive Rechenzentren innerhalb Europas und speziell aufgestellten Teams. Auf den ersten Blick erfüllen diese Angebote die Anforderungen der DSGVO. Doch trotz ihrer europäischen Fassade unterliegen sie weiterhin nicht-europäischer Gerichtsbarkeit. Das Resultat: Daten bleiben potenziell zugänglich für ausländische Behörden.
Dies führt zu einer Art Compliance-Theater: einer oberflächlichen Einhaltung von Regeln, die jedoch keine strukturelle Grundlage für tatsächliche Souveränität darstellt. Angesichts neuer Regulierungsinitiativen – etwa DORA (Digital Operational Resilience Act) oder der NIS2-Richtlinie – wird klar: Es genügt nicht länger, Compliance nur formal zu erfüllen. Es braucht mehr.
Souveränität neu denken – ein strategisches Muss
Wer sensible Daten wirklich schützen will, muss einen ganzheitlichen und vorausschauenden Ansatz wählen. Wahre Souveränität bedeutet mehr als juristische Konformität – sie erfordert direkte Kontrolle über die eigene Dateninfrastruktur. Das umfasst:
Infrastruktur in der EU: Daten müssen innerhalb der EU gespeichert und ausschließlich unter europäischer Kontrolle verwaltet werden – frei von außereuropäischem Zugriff.
Integrierte Compliance: Systeme sollten von Grund auf so konzipiert sein, dass sie DSGVO, DORA und weitere EU-Vorgaben erfüllen – ohne rechtliche Schlupflöcher oder geografische Tricksereien.
Eingebaute Resilienz: Funktionen wie Unveränderbarkeit (Immutability), redundante Datenhaltung an sicheren Standorten und Schutz vor Ransomware müssen integraler Bestandteil der Architektur sein – keine Zusatzoption.
Skalierbarkeit mit Kontrolle: Wachstum darf nicht auf Kosten von Transparenz, Autonomie oder Kostenplanbarkeit erfolgen.
Ein praktikabler Weg zu echter Datensouveränität liegt im Aufbau einer privaten Speicher-Cloud innerhalb des eigenen Rechenzentrums – auf Basis moderner Cloud-Technologien wie S3. Damit behalten Unternehmen die volle Kontrolle über ihre Daten und profitieren gleichzeitig von der Flexibilität und Skalierbarkeit aktueller Cloud-Architekturen. Standardisierte Hardware unterschiedlicher Hersteller ermöglicht zudem kosteneffiziente, ausfallsichere Speicherlösungen – ideal für verschiedenste Anwendungen: von unveränderbaren Backups über Videoüberwachung bis hin zu KI-Datalakes und Kubernetes-Umgebungen.
Dieser Ansatz reduziert operative Komplexität, erleichtert die Integration neuer Technologien – und macht aus dem abstrakten Konzept „Souveränität“ eine greifbare, skalierbare Realität. Er ermöglicht Unternehmen, heutigen Compliance-Anforderungen gerecht zu werden – und sich zugleich für künftige Innovationen zu wappnen. Ohne Kompromisse – und ohne versteckte Kosten.
Eine strategische Entscheidung
Diese Weichenstellung ist nicht nur technischer Natur – sie ist strategisch. Wer heute nicht handelt, riskiert zunehmende regulatorische Auflagen, operative Risiken und eine langfristige Abhängigkeit von Anbietern, deren Interessen nicht zwingend mit den eigenen übereinstimmen.
Warum europäische Anbieter entscheidend sind
Die Nachfrage nach souveränen Cloud-Lösungen europäischer Herkunft steigt spürbar – insbesondere im DACH-Raum und der EMEA-Region. Dabei geht es nicht allein um politische Positionierung, sondern um eine bewusste, strategische Neuausrichtung. Europäische Anbieter verstehen die regionalen gesetzlichen Rahmenbedingungen, kulturellen Besonderheiten und betrieblichen Anforderungen – Aspekte, die globale Hyperscaler oft vernachlässigen.
Gerade in Deutschland zeigt sich ein klarer Trend: Unternehmen geben sich nicht länger mit „europäisch anmutenden“ Angeboten internationaler Anbieter zufrieden. Sie fordern echte Souveränität – Lösungen, die nicht nur regulatorisch konform sind, sondern sich auch nahtlos in nationale und branchenspezifische Governance-Modelle einfügen. Diese Entwicklung markiert einen tiefgreifenden Wandel in der Bewertung und Auswahl von Cloud-Infrastrukturen.
Jetzt ist die Zeit zum Handeln
Der Handlungsdruck wächst. Regulatorische Strafen, steigende Betriebskosten, Vertrauensverlust und Imageschäden sind nur einige der drohenden Konsequenzen. Besonders kritisch: Unternehmen, die heute nicht auf souveräne Lösungen umstellen, riskieren eine langfristige Bindung an nicht-europäische Ökosysteme – mit hohen Kosten und Komplexität bei späteren Umstellungen.
Jetzt ist der Moment gekommen, über formale Compliance hinauszugehen – und sicherzustellen, dass die eigene Infrastruktur wirklich schützt, was schützenswert ist. Bei Scality setzen wir uns dafür ein, europäische Organisationen bei der Rückgewinnung ihrer digitalen Souveränität zu unterstützen – mit Lösungen, die von Anfang an dafür gebaut wurden.
Lassen Sie sich nicht von einer Illusion trügen: Compliance allein schützt nicht. Die Risiken sind real – und der Zeitpunkt zu reagieren ist jetzt.