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DEKV startet Pflege-Kampagne –Ausbilden: Jetzt!– mit Schirmherrin Ulla
Schmidt /Über 100 % mehr Bewerber als Ausbildungsplätze
DGAP-Media / 25.06.2012 / 13:05
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Nach einer Umfrage des Diakonischen Werkes der EKD zu den
Bildungseinrichtungen der Diakonie besteht schon heute einÜberschuss von
weitüber 100 % mehr Bewerbern/-innen auf die vorhandenen Ausbildungsplätze
in evangelischen Pflegeschulen und Einrichtungen. Der DEKV will der
drastischen Verschlimmerung des Pflegenotstandes vorbeugen. Gemeinsam mit
dem Diakonischen Werk der EKD und den Fachverbänden –Bundesverband
evangelische Behindertenhilfe– (BeB) und –Deutscher evangelischer Verband
für Altenarbeit und Pflege– (DEVAP) startet deshalb die Pflege-Kampagne
–Ausbilden: Jetzt!– anlässlich des Kongresses –zukunft: pflegen +
begleiten–. Als Schirmherrin konnte die ehemalige
Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt gewonnen werden.
Dem demografischen Wandel entgegenwirken
In den kommenden Jahren führt der demografische Wandel dazu, dass immer
weniger Pflegende immer mehrältere Menschen mit häufig multimorbiden
Krankheitsbildern versorgen müssen. –In den nächsten zehn Jahren werden die
ausgebildet, die 2030, 2040, 2050 diejenigen pflegen, die dann ihre Hilfe
brauchen. Deshalb benötigen wir jetzt eine gemeinsame Kraftanstrengung
aller, damit jeder Jugendliche, der eine Ausbildung in einem Pflegeberuf
beginnen möchte, einen Ausbildungsplatz erhält–, betont Ulla Schmidt. Nach
Schätzungen des Statistischen Bundesamtes werden bis zum Jahr 2025 rund 152
000 Mitarbeitende zusätzlich in Pflegeberufen fehlen. In der Pädagogik wird
es ein Defizit von 78 500 Erziehern bis zum Jahr 2019 geben. Dem gegenüber
stehen derzeit 2,5 Millionen pflegebedürftige Menschen in Deutschland –
Tendenz steigend. Denn die geburtenstarken Jahrgänge aus der Zeit zwischen
1955 und 1965 sind momentan noch erwerbstätig. Neben der Alterung der
Gesellschaft ist zusätzlich mit einem massiven Rückgang von Schulabgängern
zu rechnen.
Jetzt mehr Nachwuchskräfte ausbilden – Die Kampagne
–Durch innovative Pflegeausbildungsmodelle ist viel passiert. Wir sehen
aber gesetzlichen Verbesserungs- und dringenden Handlungsbedarf, wenn wir
heute die Fachkräfte ausbilden, die wir morgen brauchen–, erklärt Andrea
Trenner, stellvertretende Vorsitzende des DEKV. Wir müssten daher heute
verstärkt für die Zukunft ausbilden, damit in 20-30 Jahren ausreichend
Personal für eine hochwertige Versorgung zur Verfügung steht. Anlässlich
des Kongresses wurden die Bewerberzahlen evangelischer Schulen und
Einrichtungen der Jahre 2009 -2011 aus den Bereichen Gesundheits- und
(Kinder-) Krankpflege und Altenpflege ausgewertet. Ziel: Eine
differenzierte Feststellung, der Entwicklung von Bewerberzahlen in den
einzelnen Berufsfeldern von Pflege und Begleitung. Die ermittelten Daten
verdeutlichen, dass es heute noch mehr adäquate Bewerber gibt als von den
Bundesländern bewilligte Plätze. Haben wir also einen faktischen
Fachkräftemangel, oder ist dieser durch beschränkte Zugangsmöglichkeiten
zur Ausbildung politisch hausgemacht? Es lässt sich nachweisen, dass das
Potential nicht ausgeschöpft wird, weil Bewerber aufgrund zu wenig
bewilligter und finanzierter Ausbildungsplätze nicht zum Zuge kommen.
Bereits mit denen am Kongress beteiligten Ausbildungsstätten könnten heute
weitüber 5.000 junge Menschen zusätzlich für die Pflegeberufe ausgebildet
werden. Das belegt eine Stichprobe. Dabei ist zu berücksichtigen, dass ein
hoher Bewerberüberschuss besonders bei der Kinderkrankenpflege wie im
ländlichen Raum der neuen Bundesländer genannt wird. Wir brauchen jedoch
die Chance, jetzt für die Zukunft auszubilden, bevor dies nicht mehr
möglich ist. Alle Akteure der Kampagne –Ausbilden: Jetzt!– fordern deshalb,
dass der Fachkräftemangel in der Pflege endlich eine gesetzliche Resonanz
findet.
Laut der Bildungsstätten- Statistik des Diakonischen Werkes der EKD (2012)
zeigt sich, dass die Ausbildungskapazitäten in der Krankenpflege und
Altenpflege gegenläufig sind. Während in der Krankenpflegeüber 30 %
abgebaut wurde, bildet die diakonische Altenpflege heute mit 6.262 Plätzen
rund 11 % mehr aus als noch 1999. Es stehen aber weit weniger
Bewerber/-innen zur Verfügung als es bewilligte Plätze gibt. Bereits heute
können knapp 15 % weniger Altenpflegeplätze direkt besetzt werden, während
es 2008 nochüber 25 % mehr Bewerber/-innen gab. Anders sieht es in der
Gesundheits- und Krankenpflege aus. Hier liegen bundesweit und regional
bereinigtüber 140 % mehr Bewerberinnen (86 %) und Bewerber vor. Aber auch
in diesem Bereich sinkt Jahr um Jahr die Anzahl der Bewerber insgesamt.Über 50 % der abgelehnten Bewerber verfügenüber keine ausreichende
Grundqualifikation. In beiden Pflegebereichen liegt die Abbrecherquote bei
15 %. Die Statistik lässt keine Prognose zu, da qualitative Faktoren, wie
neue Ausbildungswege, vermehrte Kooperation in der Ausbildung oder die
Entwicklung neuer Arbeitsfelder, nicht berücksichtigt wurden.
Jetzt die professionelle Pflege stärken – europäische Standards
Um dem zukünftigen Fachkräftemangel zu begegnen, muss stärker in die
Professionalisierung der Pflege mit internationalen Standards und
europäisch anerkannten Qualifikationsmodellen investiert werden. Auch die
Kampagne –Ausbilden: Jetzt!– setzt nicht allein auf eine geringere
Qualifizierung, um den steigenden Bedarf zu erfüllen. –Wir brauchen
intelligente Strategien und den gesellschaftlichen Willen, die
Arbeitsbedingungen in der Pflege zu verbessern und positive Anreize für die
Qualifizierung zu setzen–, ist sich Andrea Trenner sicher. Dies verbessert
die Arbeits- und Versorgungsqualität und setzt nachhaltig berufliche
Entwicklungsperspektiven –auf Augenhöhe– für die Pflegenden. Dafür bedarf
es heute mehr denn je eine politische Handlungsinitiative statt teurer
Imagekampagnen.
Jetzt Ausbildungskapazitäten ausbauen – Politische Rahmenbedingungen
Im Rahmen des Kongresses für Nachwuchskräfte in der Pflege und Assistenz
fordern wir gegenüber Bund, Ländern undÖffentlichkeit die Erhöhung der
Ausbildungskapazitäten. Die ehemalige Bundesgesundheitsministerin Ulla
Schmidt hat ihre Unterstützung und Schirmherrschaft zugesagt. Sie fordert
nachdrücklich: –Die Länder müssen dringend mehr Ausbildungsplätze schaffen,
wie es beispielsweise jetzt das Land Nordrhein-Westfalen beschlossen hat,
und die Ausbildung muss an die neuen Herausforderungen angepasst werden.
Wir müssen aber auch dafür sorgen, dass jene, die in diesen Berufen
ausgebildet werden, später den Beruf gerne ausüben. Dazu müssen die
Arbeitsbedingungen im Beruf selbst verbessert werden. Azubis und
Studierende müssen in der Ausbildung wachsen können und nicht verschlissen
werden.–
Dafür ist es notwendig, dass es unterschiedliche Qualifikationsniveaus in
der Pflegeausbildung mit unterschiedlichen Zugangsvoraussetzungen geben
muss. Die Zugangsvoraussetzungen müssen dem festgeschriebenen EU-Standard
folgen. Der DEKV begrüßt, den Zugang zur Ausbildung auf zwölf Jahre
anzuheben – ohne jedoch den Schulabschluss verbindlich vorzuschreiben.
–Allein ein gutes Herz und helfende Hände reichen heute nicht mehr aus. Wir
müssen verstärkt professionelle Pflegekräfte ausbilden, Menschen ohne
höheren Schulabschuss, aber nicht ausschließen. Wir brauchen auf
Bundesebene eine gemeinsame Kraftanstrengung für eine bundeseinheitliche
Regelung und eine solidarischen Umsetzung auf Länderebene–, ergänzt Ulla
Schmidt. Der DEKV macht sich gemeinsam mit dem Diakonischen Bundesverband
und dem DEVAP stark für eine durchlässige und modulare Ausbildung mit
unterschiedlichen Zugangsvoraussetzungen. Dies schließt neben der
grundständigen und praxisorientierten Ausbildung auch ein Bundesgesetz für
die Helferausbildung sowie eine Akademisierung der Pflege ein. –Mit einer
deutlichen Anerkennung der modular erworbenen Leistungen und mit
allgemeinen Abschlüssen, können auch die Bewerber mitgenommen werden, die
im allgemeinen Bildungssystem auf der Strecke geblieben sind – aber
Potential haben–, beschreibt Andrea Trenner künftige Perspektiven, während
Ulla Schmidt ihr Engagement für die Kampagne umreißt: –Als Schirmherrin von
–Ausbilden: Jetzt!– möchte ich mich dafür einsetzen, Verbündete zur
Bewältigung und Lösung der noch bestehenden Herausforderungen zu finden.
Hierfür werde ich auch auf Veranstaltungen intensiv werben.–
Kampagne und Kongress –zukunft: pflegen + begleiten– setzen ein eindeutig
positives Signal: Die Ausbildung in Pflege und Begleitung ist eine
Investition in die Zukunft.
Das Zahlen- und Daten-Sheet zu dieser Pressemitteilung kann bei Herrn Georg
Stamelos angefordert werden.
Pressekontakt zukunft: pflegen + begleiten
Georg Stamelos
mobil 0170-34 11 699
info@gs-media.net
Ende der Pressemitteilung
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25.06.2012 Veröffentlichung einer Pressemitteilung,übermittelt durch
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