Angesichts der milliardenschweren Investitionsoffensive Chinas in
Lateinamerika schlägt die deutsche Wirtschaft Alarm und appelliert an die 
Bundesregierung, sich stärker für die dortigen Marktchancen deutsche Unternehmen
einzusetzen. „Schwierige Wettbewerbsbedingungen entstehen insbesondere durch das
Engagement chinesischer Staatsunternehmen in Lateinamerika und durch massive 
politische Flankierung von Projektinteressen von US-Unternehmen“, wird in einem 
Forderungskatalog des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI) und des 
Lateinamerika-Ausschusses der deutschen Wirtschaft (LADW) an die Bundesregierung
betont, der dem „Tagesspiegel“ (Dienstag) exklusiv vorliegt. „Darum sind die 
deutschen Unternehmen hier auch auf die Unterstützung der deutschen Politik 
angewiesen. Politische Flankierung von Wirtschaftsaktivitäten ist in 
Lateinamerika von großer Bedeutung und kann den Ausschlag geben, wenn es darum 
geht, sich gegenüber der Konkurrenz durchzusetzen.“ Zuletzt hatte China El 
Salvador unter anderem den Bau eines neuen Nationalstadions und einer 
Nationalbibliothek zugesagt, im Gegenzug verpflichtete sich das Land zu 
Ein-China-Doktrin und wird keine Beziehungen zu Taiwan mehr unterhalten.
„Die Märkte in Lateinamerika und der Karibik fragen intensiv deutsche Produkte, 
Dienstleistungen, Investitionen, Finanzierung und Know-how ab. Trotzdem bleibt 
das wirtschaftliche Engagement Deutschlands in der Region weit unter seinem 
Potenzial“, wird in dem Papier betont. „Obwohl Lateinamerika knapp sieben 
Prozent zur Weltwirtschaft beiträgt, fließen nur 2,6 Prozent der deutschen 
Exporte in die Region.“ Die Absatzchancen für deutsche Exporte auf den 
lateinamerikanischen Märkten seien hoch. Große Hoffnung wird in das noch nicht 
ratifizierte Freihandelsabkommen von EU und dem Wirtschaftsbund Mercosur gelegt.
China versucht, auch finanzielle Abhängigkeiten zu schaffen. Von 2007 bis 2017 
stiegen Chinas Kredite in der Region um etwa sechs Prozent pro Jahr und beliefen
sich zuletzt auf rund 150 Milliarden Euro. China betreibe eine konsequente und 
strategische „Handels-Diplomatie“. Deutschland habe Botschaften oder Konsulate 
in 32 Ländern der Region – mehr als Großbritannien, Spanien, die USA oder China 
-, diese müssten dringend besser eingesetzt werden.
BDI-Chef Dieter Kempf sagte dem „Tagesspiegel“: „Auch wenn die deutsche 
Industrie enorm von ihrer starken Präsenz im EU-Binnenmarkt, in Nordamerika und 
in Asien profitiert, sollten wir unser Engagement in Lateinamerika deutlich 
ausbauen.“ Die Bundesregierung müsse sich stärker dafür einsetzen, dass die 
Rahmenbedingungen besser werden. Andreas Renschler, LADW-Vorsitzender und 
VW-Vorstand, betonte, für deutsche Unternehmen seien Freihandelsabkommen in der 
Zusammenarbeit mit Lateinamerika dringend notwendig, „damit wir auch in Zukunft 
dort eine strategische Rolle spielen“. Eine baldige Ratifizierung des 
EU-Mercosur-Abkommens sei unverzichtbar.“
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