Der Tagesspiegel: Rechtsextreme Einstellungen in Deutschland verfestigen sich / Langzeitstudie der Universität Leipzig

Berlin – Rechtsextreme Einstellungen in Deutschland
verfestigen sich. Das gilt vor allem für die Ausländerfeindlichkeit.
Dies ergibt sich aus einer aktuellen Untersuchung im Rahmen einer
Langzeitstudie, die ein Team von Wissenschaftlern der Universität
Leipzig im Auftrag der Friedrich-Ebert-Stiftung erstellt und die dem
Berliner „Tagesspiegel“ (Donnerstagsausgabe) vorliegt. So stimmten
bei einer Umfrage im Rahmen der Studie 34,3 Prozent ganz oder
überwiegend der Aussage zu, „die Ausländer kommen nur hierher, um
unseren Sozialstaat auszunutzen“. Weitere 31,4 Prozent sagten „teils,
teils“. Nur etwas mehr als 34 Prozent lehnten die Parole ab. Im Osten
lag die Zustimmung sogar bei 47,6 Prozent der Befragten, im Westen
waren es 30,8. Im Jahr 2006 hatten 44 Prozent der befragten
Ostdeutschen und 35 Prozent der im Westen interviewten Personen die
Parole bejaht. Die neue Ausgabe der Studie, die am heutigen Mittwoch
von der Friedrich-Ebert-Stiftung in Berlin präsentiert wird, trägt
den Titel „Die Mitte in der Krise“. Das Team um den
Psychologieprofessor Elmar Brähler hatte im Frühjahr über das
Berliner Meinungsforschungsinstitut Usuma 2411 Personen befragen
lassen, davon 1907 im Westen und 504 in Ostdeutschland. Nach Ansicht
der Autoren zeigt das Ergebnis sogar, aufgrund der nachwirkenden
Wirtschaftskrise, „einen Anstieg von dezidiert antidemokratischen und
rassistischen Einstellungen“, wie es in dem 176 Seiten umfassenden
Papier heißt. Gegenüber dem Tagesspiegel betonte Brähler, die
Sarrazin-Debatte bestätige, dass sich Ressentiments in der Mitte der
Gesellschaft verstärken „und nicht nur bei den NPD-Leuten im Osten“.
Die Wissenschaftler arbeiten seit 2002 an der Studie, die von
erheblichen Stimmungsschwankungen im deutschen Teil der Bevölkerung
kündet, aber auch einen Sockel rechtsextremer Einstellungen sichtbar
macht.

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