Der Tagesspiegel: Siemens-Finanzvorstand erwartet Abschwung – „Transferunion für Europa unausweichlich“ – Umschuldung wahrscheinlich

Siemens-Finanzvorstand Joe Kaeser sieht die
Weltwirtschaft vor einem Abschwung. „Die Party wird nicht so
weitergehen wie in den vergangenen Quartalen“, sagte er dem
Tagesspiegel (Montagausgabe) in einem Interview. Die Volatilität der
Wirtschaftszyklen habe sich gesteigert, schuld seien auch
Überreaktionen der globalen Marktteilnehmer. Mit seiner neuen
Organisation stelle sich Siemens „auf die Trends ein, die unabhängig
von den Zyklen eine strukturelle Nachfrage sichern“.

Auch mit Blick auf die deutsche Wirtschaft warnte Kaeser vor zu
viel Optimismus. „Es ist maßlos zu kurz gesprungen, pauschal einen
XXL-Aufschwung auszurufen, ohne zu analysieren, wie es um dessen
Nachhaltigkeit bestimmt ist, wie wir diesen verteidigen können.“ Die
Nachfrage komme vor allem aus den großen Schwellenländern, etwa
China. „Das chinesische Wirtschaftssystem ist vielleicht das derzeit
effizienteste der Welt.“

Um eine vergleichbare Rolle zu spielen, müsse Europa zu einer
gemeinsamen Finanz- und Wirtschaftspolitik finden, forderte Kaeser.
„Wir dürfen uns nicht selbst belügen: Eine Art Transferunion ist auf
lange Sicht für Europa unausweichlich.“ Es sei damit zu rechnen, dass
Investoren bei der Lösung der EU-Schuldenkrise herangezogen werden.
„Ohne eine Umschuldung wird es in einzelnen Fällen wohl nicht gehen,
die Gläubiger werden einen Teil ihrer Forderungen abschreiben
müssen.“

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