Der Tagesspiegel: Umfrage: Jeder vierte Betroffene will Familienpflegezeit in Anspruch nehmen

Berlin – Die geplante Familienpflegezeit stößt bei
Arbeitnehmern mit Pflegebedürftigen auf deutlich größeres Interesse
als die bisherige Pflegezeitregelung. Bei einer Befragung von
Ratsuchenden, die dem Berliner „Tagesspiegel“ (Donnerstagsausgabe)
vorliegt, gaben 23 Prozent an, von der neuen Regelung Gebrauch machen
zu wollen. Die bisherige Möglichkeit, sich bis zu sechs Monate ganz
oder teilweise unbezahlt von der Arbeit freistellen zu lassen, um
nahe Angehörige zu pflegen, bezeichneten dagegen 90 Prozent als
uninteressant. In dem neuen Gesetz, dessen Entwurf am Mittwoch vom
Bundeskabinett beraten wurde, ist vorgesehen, dass Berufstätige ihre
Arbeitszeit für maximal zwei Jahre auf bis zu 50 Prozent reduzieren
können, in dieser Zeit aber 75 Prozent ihres bisherigen Gehalts
beziehen. Zum Ausgleich müssen sie danach so lange für dasselbe
Einkommen Vollzeit arbeiten, bis ihr Zeitkonto wieder ausgeglichen
ist.

Unter männlichen Angehörigen ist die Skepsis jedoch auch
gegenüber der neuen Regelung groß. Nur elf Prozent gaben an, sie
nutzen zu wollen. 17 Prozent aller Befragten und 18 Prozent der
Männer lehnen die Familienpflegezeit aus finanziellen Gründen ab. Die
Furcht vor beruflichen Nachteilen ist für 18 Prozent der Befragten
der entscheidende Ablehnungsgrund, davon für 23 Prozent der
männlichen Berufstätigen. Elf Prozent nannten die neue Regelung
unpraktikabel, 17 Prozent haben sich noch nicht damit
auseinandergesetzt. Von den Befragten, die bereits Pflegezeit in
Anspruch nahmen, ist knapp die Hälfte für ein halbes Jahr aus dem
Berufsleben ausgestiegen. 15 Prozent verabschiedeten sich für vier
bis sechs Monate, drei Prozent für zwei bis drei Monate und 23
Prozent für einen Monat aus dem Job. Die Abstimmung mit dem
Arbeitgeber bezeichneten 64 Prozent als unproblematisch, nur 14
Prozent gaben an, Schwierigkeiten bekommen zu haben.

Für ihre repräsentative Erhebung hat die Compass Private
Pflegeberatung im Februar und März 1077 Bürger mit Pflegebezug
befragt.

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