Der Tagesspiegel: US-Historiker Browning kritisiert Urteil der Kommission zum Auswärtigen Amt

Berlin – Der amerikanische Historiker Christopher
R. Browning hat das Urteil der Unabhängigen Historikerkommission über
das Auswärtige Amt (AA) in der Zeit des Nationalsozialismus
kritisiert. „Ich halte den Begriff ,verbrecherische Organisation–
für nicht sehr hilfreich“, sagte Browning dem in Berlin erscheinenden
Tagesspiegel (Donnerstagausgabe): „Das Auswärtige Amt verhielt sich
komplizenhaft, war aber sicherlich nicht in gleichem Maße wie die SS
an der Endlösung beteiligt.“

Browning hatte 1978 die erste historische Untersuchung über die
Beteiligung des AA am Judenmord veröffentlicht, deren deutsche
Übersetzung aber erst in diesem Jahr erschien („Die ,Endlösung– und
das Auswärtige Amt. Das Referat D III der Abteilung Deutschland
1940-1943″). Es sei Historikern seit vielen Jahren bekannt gewesen,
dass das Auswärtige Amt in die Umsetzung der „Endlösung“ tief
verstrickt gewesen sei, sagte der renommierte Holocaust-Forscher. Er
habe das neue Werk noch nicht gelesen, bezweifle aber, dass nun
„irgendwelche neuen grundlegenden Entdeckungen gemacht wurden, auch
wenn einige neue Details ans Tageslicht gekommen sein mögen“. Statt
dessen werde nun einer breiteren Öffentlichkeit bekannt, was Experten
schon lange gewusst hätten. „Das ist ein positives Ergebnis“, sagte
Browning.

Inhaltliche Rückfragen richten Sie bitte an: Der Tagesspiegel,
Newsroom, Telefon: 030-29021-14909.

Pressekontakt:
Der Tagesspiegel
Chef vom Dienst
Thomas Wurster
Telefon: 030-260 09-308
Fax: 030-260 09-622
cvd@tagesspiegel.de
Â