Der Tagesspiegel: Zahl der Todesopfer rechter Gewalt seit der Wiedervereinigung erhöht sich auf 85

Die offizielle Zahl der Todesopfer rechter Gewalt
seit der Wiedervereinigung erhöht sich auf 85. Das ergibt eine
Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der
Bundestagsabgeordneten Martina Renner (Linke) und ihrer Fraktion. In
dem Papier, das dem Tagesspiegel vorliegt, meldet die Regierung zwei
Verbrechen aus den Jahren 2018 und 2017 als rechts motivierte
Delikte. Zuletzt hatte die Bundesregierung im Juni 2018 von 83
Todesopfern gesprochen.

In der aktuellen Antwort geht es in beiden Fällen um Verbrechen in
Sachsen. Im April 2018 hatten drei Männer in Aue den Homosexuellen
Christopher W. zu Tode geprügelt. Die mutmaßlichen Täter müssen sich
derzeit vor dem Landgericht Chemnitz verantworten. Die sächsische
Polizei hat das Delikt dem Bundeskriminalamt als vollendeten
Totschlag gemeldet. Die Staatsanwaltschaft wirft den Angeklagten Mord
vor. Die Abgeordnete Renner kritisiert, die Behörden hätten die
Öffentlichkeit in dem Fall „über das offenkundig rechte Motiv bislang
im Unklaren gelassen“.

Im März 2017 legte eine Frau in einem Mehrfamilienhaus in Döbeln
Feuer, aus Hass auf einen hier lebenden Iraner. Eine Rentnerin erlitt
eine Rauchgasvergiftung, an der sie eineinhalb Monate später starb.
Das Landgericht Chemnitz verurteilte die Frau im März 2018 wegen
dieser Tat und weiterer Brandanschläge zu neun Jahren Haft. Die
Polizei stufte die Tat, durch die die Rentnerin starb, als
Brandstiftung mit Todesfolge ein.

Die tatsächliche Zahl der Todesopfer rechter Gewalt seit der
Wiedervereinigung ist wahrscheinlich weit höher als von der
Bundesregierung berichtet. Der Tagesspiegel kommt in einer
Langzeitrecherche mit „Zeit Online“ auf mindestens 169 Tote.

https://www.tagesspiegel.de/politik/zahlen-der-bundesregierung-min
destens-85-tote-durch-rechte-gewalt-seit-1990/23910356.html

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