Sperrfrist: 27.05.2014 17:00
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   Deutsche SIG Sauer Pistolen des Typs SP 2022 sind nach Recherchen 
des NDR Politikmagazins „Panorama 3“ und der Süddeutschen Zeitung 
zwischen 2009 und 2012 illegal nach Kolumbien geliefert worden. 
Benutzt werden die Waffen dort von der Policia Nacional, die direkt 
dem kolumbianischen Verteidigungsministerium untersteht und für 
Menschenrechtsverletzungen mitverantwortlich gemacht wird.
   Die unrechtmäßige Lieferung der deutschen Waffen in das 
Bürgerkriegsland erfolgte offenbar durch die US-Armee. Diese 
exportierte mehr als 100.000 Pistolen des Typs SP 2022 in das 
südamerikanische Land. Eigentlich hätten die SIG Sauer Pistolen 
komplett aus amerikanischer Fertigung stammen sollen. Doch nach NDR- 
und SZ-Recherchen waren Waffen und Waffenteile aus der deutschen 
Produktion in Eckernförde Teil dieser Lieferungen. Dies geht aus 
Foto- und Videodokumenten sowie Aussagen ehemaliger kolumbianischer 
Polizisten hervor, die den Redaktionen vorliegen.
   Das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle in Eschborn 
bestätigte NDR und SZ, dass es „keine Genehmigungen oder 
Re-Export-Genehmigungen für die Ausfuhr dieser Waffen nach Kolumbien 
erteilt“ habe. Damit haben US-Behörden wissentlich oder unwissentlich
deutsches Recht gebrochen.
   Zwischen 2009 und 2011 waren vom SIG Sauer Firmensitz im 
schleswig-holsteinischen Eckernförde mehrere Tausend Waffen an das 
Schwesterunternehmen SIG Sauer Inc. in New Hampshire/USA geliefert 
worden. Diese Exporte wurden vom Bundesamt für Wirtschaft und 
Ausfuhrkontrolle genehmigt, weil das US-Außenministerium in einem so 
genannten Endverbleibszertifikat bestätigt hatte, dass die fraglichen
Waffen in den USA bleiben würden. Die Pistolen gingen dann aber 
offenbar teilweise nach Kolumbien.
   NDR und SZ konnten den Weg einer Waffe anhand der 
Registrierungsnummer nachvollziehen. Wie viele deutsche Pistolen 
insgesamt nach Kolumbien gelangt sind, ist unklar. Polizisten 
berichteten gegenüber NDR und SZ allerdings, dass ihre ganze Einheit 
mit Waffen „Made in Germany“ ausgerüstet sei.
   Die Firma SIG Sauer wollte eine Anfrage von NDR und Süddeutscher 
Zeitung nicht beantworten, auch die zuständigen US-Behörden äußerten 
sich bislang nicht.
   Für sie könnte der Waffendeal mit Kolumbien nun Konsequenzen 
haben. Denn die politischen Grundsätze der Bundesregierung zu 
Waffenexporten schreiben vor, dass ein Empfängerland bei Verstößen 
gegen die abgegebenen Endverbleibserklärungen „bis zur Beseitigung 
dieser Umstände grundsätzlich von einer Belieferung mit weiteren 
(…) Rüstungsgütern ausgeschlossen“ wird. Die Vereinigten Staaten 
sind einer der größten Abnehmer deutscher Rüstungsgüter.
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