Die deutsche Wirtschaft ist im Jahr 2011 wieder
kräftig gewachsen: Das preisbereinigte Bruttoinlandsprodukt (BIP) war
um 3,0 % höher als im Vorjahr. Dies ergaben erste Berechnungen des
Statistischen Bundesamtes (Destatis). Damit setzte sich der
konjunkturelle Aufholprozess der deutschen Wirtschaft auch im zweiten
Jahr nach der Wirtschaftskrise fort. Im Jahresverlauf 2011 wurde auch
das Vorkrisenniveau beim preisbereinigten BIP wieder überschritten.
Der wirtschaftliche Aufschwung fand dabei hauptsächlich in der ersten
Jahreshälfte statt. Im Jahr 2009 hatte Deutschland die stärkste
Rezession der Nachkriegszeit mit einem historischen Rückgang des BIP
von – 5,1 % erlebt; das Jahr 2010 war durch einen rasanten Aufschwung
gekennzeichnet gewesen (+ 3,7 %).
Bruttoinlandsprodukt, preisbereinigt, verkettet
Veränderung gegenüber dem Vorjahr (in Prozent):
2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007
+ 1,5% + 0,0% – 0,4% + 1,2% + 0,7% + 3,7% + 3,3%
2008 2009 2010 2011
+ 1,1% – 5,1% + 3,7% + 3,0%
Bei kalenderbereinigter Betrachtung ergibt sich im Jahr 2011
ebenfalls eine Wachstumsrate von 3,0 %, da annähernd gleich viele
Arbeitstage zur Verfügung standen wie im Jahr 2010.
Bruttoinlandsprodukt, preis- und kalenderbereinigt, verkettet
Veränderung gegenüber dem Vorjahr (in Prozent):
2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007
+ 1,6% + 0,0% – 0,4% + 0,7% + 0,8% + 3,9% + 3,4%
2008 2009 2010 2011
+ 0,8% – 5,1% + 3,6% + 3,0%
Die Wachstumsimpulse kamen 2011 vor allem aus dem Inland.
Insbesondere die privaten Konsumausgaben erwiesen sich als Stütze der
wirtschaftlichen Entwicklung: Sie legten preisbereinigt mit + 1,5 %
so stark zu wie zuletzt vor fünf Jahren. Daneben war das Jahr 2011
wiederum geprägt von einer kräftigten Investitionsdynamik: Es wurde
deutlich mehr in Ausrüstungen (preisbereinigt + 8,3 %) – darunter
fallen hauptsächlich Maschinen und Geräte sowie Fahrzeuge – und
Bauten (preisbereinigt + 5,4 %) investiert als ein Jahr zuvor.
Der Außenhandel hatte zwar einen geringeren Anteil am BIP-Wachstum
als die Binnennachfrage, zeigte sich aber weiterhin dynamisch:
Deutschland exportierte im Jahr 2011 preisbereinigt 8,2 % mehr Waren
und Dienstleistungen als ein Jahr zuvor. Gleichzeitig stiegen die
Importe etwas weniger stark (+ 7,2 %). Die Differenz zwischen
Exporten und Importen – der Außenbeitrag – steuerte 0,8 Prozentpunkte
zum BIP-Wachstum 2011 bei.
Die Entstehungsseite des Bruttoinlandsprodukts war im Jahr 2011
noch immer von Aufholeffekten in nahezu allen Wirtschaftsbereichen
geprägt. Insgesamt stieg die preisbereinigte Bruttowertschöpfung
aller Wirtschaftsbereiche im Jahr 2011 um 3,0 % gegenüber dem
Vorjahr.
Die Arbeitsproduktivität ist im abgelaufenen Jahr im Zuge des
Aufschwungs gestiegen: Das preisbereinigte Bruttoinlandsprodukt je
Erwerbstätigen erhöhte sich 2011 im Vergleich zum Vorjahr um 1,6 %.
Je geleisteter Erwerbstätigenstunde gerechnet nahm die
Arbeitsproduktivität 2011 nur um 1,2 % zu, weil die geleisteten
Arbeitsstunden der Erwerbstätigen etwas stärker anstiegen als die
Anzahl der Erwerbstätigen.
Der Staatssektor wies im Jahr 2011 nach noch vorläufigen
Berechnungen ein moderates Finanzierungsdefizit in Höhe von 26,7
Milliarden Euro auf. Gemessen am Bruttoinlandsprodukt in jeweiligen
Preisen errechnet sich daraus eine Defizitquote von 1,0 %. Damit wird
der im Maastricht-Vertrag genannte Referenzwert von 3 % deutlich
unterschritten. In 2009 und 2010 war der Referenzwert jeweils
überschritten worden.
Ausführlichere Informationen zu den Ergebnissen der
Volkswirtschaftlichen Gesamtrechungen für das Jahr 2011 enthält das
Statement von Präsident Roderich Egeler auf der heutigen
Pressekonferenz sowie das zusätzliche Begleitmaterial
„Bruttoinlandsprodukt 2011 für Deutschland“, das im Internet frei
verfügbar ist.
Am 15. Februar 2012 wird das Statistische Bundesamt erste
Ergebnisse der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen für das vierte
Quartal 2011 sowie die überarbeiteten Ergebnisse für das Jahr 2011
veröffentlichen (nur BIP). Detaillierte Ergebnisse folgen am 24.
Februar 2012.
Die am 1. September 2011 veröffentlichten Ergebnisse für die Jahre
1991 bis 2010 wurden – wie immer zum jetzigen Zeitpunkt – nicht
überarbeitet.
Ergebnisse der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen können auf
den Internetseiten von Destatis abgerufen werden. In der Fachserie 18
„Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen“, Reihe 1.1 „Erste
Jahresergebnisse“ stehen tiefer gegliederte Ergebnisse zur Verfügung.
Diese und weitere Veröffentlichungen sind unter
www.destatis.de/publikationen erhältlich. Ein ausführlicher
Qualitätsbericht für die Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen
findet sich ebenfalls im Internet unter http://www.destatis.de –>
Publikationen –> Qualitätsberichte –> Volkswirtschaftliche
Gesamtrechnungen.
Eine methodische Kurzbeschreibung zum Bruttoinlandsprodukt bietet
die Online-Fassung dieser Pressemitteilung unter www.destatis.de.
Weitere Auskünfte gibt:
VGR-Infoteam, Telefon: (0611) 75-2626, E-Mail:
bip-info@destatis.de
Bruttoinlandsprodukt, Bruttonationaleinkommen und Volkseinkommen
2008 2009 2010 2011
Veränderung gegenüber dem Vorjahr in %
Verwendung des Bruttoinlandsprodukts
In jeweiligen Preisen
Private Konsumausgaben 2,3 – 0,0 2,6 3,7
Konsumausgaben des Staates 4,3 5,1 2,7 2,7
Bruttoanlageinvestitionen 2,9 – 11,2 5,9 7,9
darunter:
Ausrüstungsinvestitionen 3,0 – 23,0 10,1 8,2
Bauinvestitionen 2,6 – 1,9 3,5 8,3
I n l ä n d i s c h e
V e r w e n d u n g 2,7 – 2,7 3,8 4,1
Exporte 3,8 – 16,2 16,5 11,1
Importe 6,1 – 15,2 16,7 12,8
B r u t t o i n l a n d s-
p r o d u k t (BIP) 1,9 – 4,0 4,3 3,8
Preisbereinigt, verkettet
Private Konsumausgaben 0,6 – 0,1 0,6 1,5
Konsumausgaben des Staates 3,1 3,3 1,7 1,2
Bruttoanlageinvestitionen 1,7 – 11,4 5,5 6,5
darunter:
Ausrüstungsinvestitionen 3,6 – 22,8 10,5 8,3
Bauinvestitionen – 0,7 – 3,0 2,2 5,4
I n l ä n d i s c h e
V e r w e n d u n g 1,3 – 2,6 2,4 2,2
Exporte 2,7 – 13,6 13,7 8,2
Importe 3,3 – 9,2 11,7 7,2
B r u t t o i n l a n d s-
p r o d u k t (BIP) 1,1 – 5,1 3,7 3,0
Nachrichtlich:
BIP je Erwerbstätigen-
stunde – 0,1 – 2,5 1,4 1,2
BIP je Erwerbstätigen – 0,1 – 5,2 3,2 1,6
In jeweiligen Preisen
Bruttonationaleinkommen 1,4 – 3,2 4,0 3,5
Volkseinkommen 0,9 – 4,6 5,1 3,5
Arbeitnehmerentgelt 3,6 0,1 2,5 4,5
Unternehmens- und
Vermögenseinkommen – 3,7 – 13,5 10,5 1,5
Verfügbares Einkommen der
privaten Haushalte 2,7 – 0,7 2,9 3,3
Wachstumsbeiträge zum preisbereinigten BIP in %-Punkten
Inländische Verwendung 1,2 – 2,4 2,3 2,1
Private Konsumausgaben 0,3 0,0 0,4 0,9
Konsumausgaben des Staates 0,5 0,6 0,3 0,2
Bruttoanlageinvestitionen 0,3 – 2,1 1,0 1,1
darunter: Ausrüstungs-
investitionen 0,3 – 1,9 0,7 0,6
Bauinvestitionen – 0,1 – 0,3 0,2 0,5
Vorratsveränderungen u.Ä. 0,0 – 0,9 0,6 – 0,1
Außenbeitrag 0,0 – 2,6 1,5 0,8
Rückfragen an obigen Ansprechpartner oder an:
Statistisches Bundesamt
Pressestelle
E-Mail: presse@destatis.de
Weitere Informationen unter:
http://