Digitalisierung löst Jobängste aus / Oliver Wyman-Umfrage zur digitalen DNA der Schweiz (FOTO)

Digitalisierung löst Jobängste aus / Oliver Wyman-Umfrage zur digitalen DNA der Schweiz (FOTO)
 

Die Internetbegeisterung der Schweizer ist ungebrochen: Fast drei
von vier Eidgenossen sehen in der Digitalisierung eine Chance für das
Land, der E-Commerce erfreut sich immer grösserer Beliebtheit. Doch
die Neuauflage der Oliver Wyman-Studie „Switzerland–s Digital DNA“
zeigt auch ein weiter hohes Bewusstsein der Bevölkerung für
Cyber-Risiken. Und insbesondere in der Finanzindustrie wirft die
Sorge um den eigenen Arbeitsplatz erste Schatten auf die
Digitalisierungsstory der Schweiz.

Ist die Digitalisierung ein Jobmotor oder ein Jobkiller? Diese
Debatte wird in allen Ländern und Branchen höchst kontrovers geführt.
In der Schweiz wächst im wichtigen Finanzsektor die Skepsis: Nur noch
59 Prozent der Beschäftigten bei Banken, Versicherungen und anderen
Finanzdienstleistern glauben, dass die Digitalisierung für neue Jobs
sorgen wird. Im Vorjahr waren noch über 80 Prozent hoffnungsvoll
gestimmt. Dieser Stimmungseinbruch in der Finanz- und
Versicherungsbranche ist eine der frappierenden Veränderungen, die
die Studie „Switzerland–s Digital DNA“ feststellt. Für die
detaillierte Untersuchung zur Internetaffinität der Bevölkerung hat
die Strategieberatung Oliver Wyman erneut 2000 Schweizer Bürger im
Juli 2018 befragt.

„In keiner anderen Branche hat sich der Blick der Betroffenen auf
die Veränderungen durch das Internet so stark verdüstert wie in der
Finanzindustrie“, sagt Nordal Cavadini, Partner bei Oliver Wyman in
Zürich. „Der Stellenabbau in vielen Banken und der spürbare
Wettbewerbsdruck durch Fintechs lässt hier offenbar die Sorgen
wachsen.“ Derweil bewahren sich Beschäftigte abseits der
Finanzindustrie überwiegend ihre Zuversicht: In den meisten
Industriesektoren verbesserte sich sogar die Erwartungshaltung mit
Blick auf neue Arbeitsplätze. So stiegen die Spitzenwerte in der
ITK-Branche auf 82 Prozent, im produzierenden Gewerbe auf 73 Prozent
und in der öffentlichen Verwaltung auf 70 Prozent. Der Schlusswert
wurde im Gross- und Detailhandel mit 53 Prozent verzeichnet. Über
alle Branchen gerechnet halten es 60 Prozent der Schweizer in diesem
Jahr für wahrscheinlicher, dass neue Jobs durch das Internet und
andere Kommunikationstechnologien entstehen.

Industriebeschäftigte mit grossem Selbstvertrauen

Auch hinsichtlich ihrer persönlichen Qualifikation für die
digitale Transformation des Arbeitsmarkts zeigen die Schweizer eine
breite Brust. 79 Prozent der Befragten fühlen sich nach eigenem
Bekunden ausreichend ausgebildet, um ihren Job in fünf Jahren noch
ausführen zu können. Diese Frage bejahen immerhin 76 Prozent der
Banker, während das produzierende Gewerbe mit 88 Prozent die Spitze
bildet und der Logistiksektor mit nur 68 Prozent als Schlusslicht
rangiert. In Logistikunternehmen fühlen sich 29 Prozent
zurückgelassen und vom Tempo des technischen Wandels überfordert –
der Wert liegt um zehn Prozentpunkte über dem Durchschnitt.

„Generell bleibt die Schweiz auch 2018 ein idealer Standort für
Digitalunternehmen, denn die Bevölkerung stellt sich den Chancen sehr
positiv, aber auch aufgeklärt gegenüber“, sagt Joris D–Incà,
Schweiz-Chef von Oliver Wyman. 73 Prozent sehen eine „Chance für die
Schweiz“, 67 Prozent einen „positiven Einfluss auf das eigene Leben“.
Im Vorjahr lagen diese Werte auf vergleichbaren hohen Niveau. „Das
zeigt, dass die Schweizer parat sind für zukünftige Umstellungen,
etwa dass klassische Jobs durch flexiblere Arbeitsmodelle ersetzt
werden.“

Starkes Wachstum im E-Commerce

Gefragt nach dem überragenden Vorteil der Digitalisierung, setzen
die Schweizer wie schon im Vorjahr die Konsumentenbrille auf: Sorgt
das Internet für günstigere Preise beim Einkauf? 79 Prozent stimmen
hier zu. Verstärkt nutzen die Schweizer den Kanal E-Commerce – und
immer öfter landen sie bei den Platzhirschen: Zalando (von 32 auf 42
Prozent) und Amazon (von 29 auf 35) konnten im Jahresvergleich
deutlich mehr regelmässige Nutzer gewinnen, so wie auch Digitec (von
19 auf 26 Prozent). Der chinesische Primus Alibaba kommt bereits auf
9 Prozent regelmässige Nutzer. „Wir gehen fest davon aus, dass die
internationalen Plattformen weiter Fuss fassen werden“, sagt
Cavadini.

Damit zeigt sich im Online-Shopping ein Paradoxon: Immer öfter
steuern die Schweizer die internationalen Einkaufsriesen an, obwohl
ihr Vertrauen in genau diese Konzerne sinkt. „Der stark ausgeprägte
Wunsch nach günstigen Preisen siegt bei den Konsumenten ganz
offensichtlich über die Sorge um Datenweitergabe“, sagt Cavadini.
Zwar mögen es 67 Prozent der Befragten nicht, Daten an Dritte
weiterzugeben. Doch die Abwehrhaltung bröckelt: Im Vorjahr war die
Abneigung mit 73 Prozent noch stärker ausgeprägt. Laut Cavadini
können Schweizer Plattformen mit der Konkurrenz mithalten, wenn sie
die Nähe zum Konsumenten stärker nutzen – etwa durch
Dienstleistungen, die mit dem Standort verknüpft sind. „Das kann der
Online-Supermarkt sein, der sich mit dem lokalen Metzgerbetrieb
zusammenschliesst.“, sagt Cavadini.

Misstrauen gegenüber Tech-Konzernen

Man zweifelt, aber man klickt: Das Vertrauen in Technologiefirmen
wie Google liegt mit 25 Prozent am untersten Ende der abgefragten
Sektoren. Kaum besser ist der Leumund der Online-Händler wie Amazon,
denen nur 26 Prozent ihr Vertrauen schenken, wenn es um
personalisierte Angebote geht. 2017 erlangten Tech- und
Onlineunternehmen ähnlich niedrige Vertrauenswerte. Spitzenwerte
geniessen weiter Spitäler, Ärzte und Krankenkassen mit 61 Prozent,
Banken mit 59 Prozent und Universitäten mit 58 Prozent. 60 Prozent
der Schweizer war der Ansicht, Unternehmen und Politik müssen mehr
für den Datenschutz tun. Hier liegt eine Chance. „Unternehmen sollten
versuchen, durch Kooperation zu punkten. Gemeinsam können Sie die
Vorbehalte der Konsumenten weiter abbauen“, sagt D–Incà.

Über die Studie

Für die Studie „Switzerland–s Digital DNA“ befragte Oliver Wyman
im Juli 2018 2.000 Schweizer Einwohner in den beiden grossen
Landessprachen Deutsch und Französisch. Um die Einstellung zum Thema
Digitalisierung zu ergründen, ging es um Details zur persönlichen
Internetnutzung, um Hoffnungen und Ängste sowie um das Vertrauen zu
bestimmten Institutionen. Die Studie wurde 2017 erstmals
durchgeführt.

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Pressekontakt:
Maike Wiehmeier
Communications Manager
Oliver Wyman
Tel. +41 44 55 33 746
maike.wiehmeier@oliverwyman.com

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