Für den Seite-3-Reporter Holger Gertz von der 
„Süddeutschen Zeitung“ ist das Schreiben von Texten eine Qual. Darum 
verordnet er sich Disziplin. Im Interview des „medium magazin“ 
(Erscheinungstermin: 29. November) sagte er: „Ich sollte 
ausgeschlafen sein, morgens um neun Uhr anfangen und den Text an 
einem Tag runterschreiben. Ohne Unterbrechung, Termine und Pläne am 
Abend. Ich lese an Schreibtagen keine E-Mails.“ Dann beginne er mit 
den schönsten Textstellen, meistens mit Dialogen.
   Grundsätzlich ist Gertz überzeugt: “ Ich glaube, ein Text, dem man
den Schmerz nicht anmerkt, entwickelt keine Kraft.“ Dafür belohnt er 
sich aber beim Schreiben, allerdings nie mit Alkohol. „Was hilft, 
ist, zu duschen. Da kommen mir Ideen für Übergänge. Das muss am 
Massieren der Kopfhaut durch den Wasserstrahl liegen.“
   Viel mehr Probleme als das Schreiben bereitet dem 45-Jährigen 
aber, erst einmal Protagonisten für seine Reportagen anzusprechen – 
vor allem nicht prominente Menschen. „Ich habe Skrupel, sie aus ihrer
Anonymität zu reißen“, verriet Gertz dem „medium magazin“. „Da laufe 
ich im Büro auf und ab, trinke noch einen Kaffee. Und verlege das 
Telefonat dann auf den nächsten Tag.“
   Seine Themen findet Gertz meistens, indem er einen halben Meter 
neben die eigentliche Geschichte schaut. Zudem sei das Ziel, 
Ereignisse auf eine Person herunter zu brechen – auch weil es bei 
einer Tageszeitung für mehr Aufwand keinen Platz und kein Geld gebe. 
Inspiration für seine Arbeit holt sich Gertz in Gedichten oder 
Reportagen renommierter Kollegen wie Alexander Osang vom „Spiegel“ 
oder Stefan Willeke, der gerade zurück zur „Zeit“ wechselte.  Alles 
andere meidet er, denn:  „Der Klang schlechter Geschichten wirkt wie 
Gift.“
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