
Ein vom Mukoviszidose e.V. in Auftrag gegebenes Fachkräftegutachten
führt zu alarmierenden Ergebnissen: Fast jede zweite Stelle in der
Mukoviszidose-Versorgung kann nicht besetzt werden. Abhilfe schaffen könnten
eine gezielte Förderung der Aus- und Weiterbildung von Fachpersonal und eine
auskömmliche Finanzierung der Mukoviszidose-Ambulanzen.
Bereits seit Jahren macht der Mukoviszidose e.V. im Rahmen seiner
gesundheitspolitischen Arbeit auf den wachsenden Fachkräftemangel in der
Mukoviszidose-Versorgung aufmerksam und fordert die politisch Verantwortlichen
auf, angemessene Versorgungsstrukturen für die Betroffenen sicherzustellen. Um
den Fachkräftemangel noch konkreter beziffern zu können, hat der Bundesverband
nun ein Gutachten in Auftrag gegeben, das erstmalig die aktuelle
Versorgungssituation mit Fachkräften für die Behandlung von CF-Patienten
ermittelt und bis 2030 prognostiziert. Erstellt wurde das Gutachten von
Strategy&, der Strategieberatung von PwC, in Kooperation mit dem
Wirtschaftsforschungsinstitut WifOR.
Alarmierend: fast jede zweite Stelle unbesetzt
Die Ergebnisse sind alarmierend: Fast jede zweite Stelle in der CF-Versorgung
kann aktuell und zukünftig nicht besetzt werden. Bereits heute fehlen 44 Prozent
bzw. 480 Fachkräfte in der CF-Versorgung. Von den 480 fehlenden Fachkräften sind
130 dem ärztlichen Personal und 350 dem nicht-ärztlichen Personal zuzuordnen. Da
die Patientenzahlen aufgrund der steigenden Lebenserwartung zunehmen (dem
Deutschen Mukoviszidose-Register zufolge liegt die durchschnittliche
Lebenserwartung bei Mukoviszidose aktuell bei 53 Jahren), geht die Prognose für
2030 von einer weiteren Verschärfung der Situation aus: Der Mangel an
qualifizierten Fachkräften wird dann geschätzt bei 50 Prozent liegen, das sind
590 fehlende Fachkräfte insgesamt, davon 160 im ärztlichen Bereich und 430 im
nicht-ärztlichen Bereich.
„Wie dramatisch dieser Mangel ist, zeigt sich besonders im Vergleich: Mit
aktuell 44 bzw. in 2030 sogar 50 Prozent ist der Fachkräftemangel in der
CF-Versorgung um ein Vielfaches höher als in der gesamten Gesundheitswirtschaft,
wo für 2030 von einem Mangel von 16 Prozent* ausgegangen wird“, betont Stephan
Kruip, Bundesvorsitzender des Mukoviszidose e.V.. „Gerade für Betroffene einer
Multiorganerkrankung wie Mukoviszidose ist es wichtig, dass sie von einem
erfahrenen interdisziplinären Team aus Fachärzten, Physiotherapeuten,
Pflegekräften und Diabetesberatern betreut werden. Denn auch wenn neue
Medikamente, wie zum Beispiel das gerade in den USA zugelassene Trikafta, für
die Betroffenen erhebliche Verbesserungen bringen werden, ist die professionelle
fachliche Behandlung und Begleitung unverzichtbar.“ Die gegenwärtigen
Versorgungsstrukturen werden diesen Anforderungen aber vielerorts nicht gerecht:
Viele erwachsene Patienten werden in der Pädiatrie behandelt, weil es in
Kliniken an räumlichen Kapazitäten, finanziellen Mitteln oder geschultem
Personal mangelt, um Menschen mit der angeborenen Stoffwechselerkrankung zu
versorgen.
Fachliche Fortbildungen und ausreichende Finanzierung unverzichtbar
Auch Dr. Carsten Schwarz, Leiter der Sektion Cystische Fibrose an der Charité
Universitätsmedizin Berlin, zeigt sich besorgt über den wachsenden
Fachkräftemangel: „Die Förderung von Aus- und Fortbildung von ärztlichem und
nichtärztlichem Personal ist ein zentraler Schlüssel zur Verbesserung der
Situation. Doch so lange viele Mukoviszidose-Ambulanzen chronisch
unterfinanziert sind, wird es schwierig, neues Personal für diesen
Versorgungsbereich zu begeistern und dieses Personal langfristig auch zu
halten.“ Die entscheidende Basis für eine nachhaltige Wirkung aller zukünftigen
Maßnahmen ist daher eine auskömmliche Finanzierung der erforderlichen
Behandlungsteams und der ambulanten Leistungen in der Versorgung von Patienten
mit Mukoviszidose. Dies wird der Mukoviszidose e.V. auch künftig mit Nachdruck
bei den politisch Verantwortlichen einfordern. Darüber hinaus berät der
Bundesverband aktuell über weitere mögliche Maßnahmen und Projekte zur
Entschärfung des Fachkräftemangels.
Das Fachkräftegutachten zum Download:
https://www.muko.info/ueber-den-verein/gesundheitspolitische-arbeit/
*Neldner, T. et al., 2017. Entwicklung der Angebotsstruktur, der Beschäftigung
sowie des Fachkräftebedarfs im nichtärztlichen Bereich der
Gesundheitswirtschaft. Studie im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft
und Energie (BMWi): http://ots.de/d4FtId
Hintergrund-Informationen
Über Mukoviszidose In Deutschland sind bis zu 8.000 Kinder, Jugendliche und
Erwachsene von der unheilbaren Erbkrankheit Mukoviszidose betroffen. Durch eine
Störung des Salz- und Wasserhaushalts im Körper bildet sich bei
Mukoviszidose-Betroffenen ein zähflüssiges Sekret, das Organe wie die Lunge und
die Bauchspeicheldrüse irreparabel schädigt. Jedes Jahr werden in Deutschland
etwa 150 bis 200 Kinder mit der seltenen Krankheit geboren.
Über den Mukoviszidose e.V.
Der Mukoviszidose e.V. vernetzt die Patienten, ihre Angehörigen, Ärzte,
Therapeuten und Forscher. Er bündelt unterschiedliche Erfahrungen, Kompetenzen
sowie Perspektiven mit dem Ziel, jedem Betroffenen ein möglichst
selbstbestimmtes Leben mit Mukoviszidose ermöglichen zu können. Damit die
gemeinsamen Aufgaben und Ziele erreicht werden, ist der gemeinnützige Verein auf
die Unterstützung engagierter Spender und Förderer angewiesen.
Pressekontakt:
Mukoviszidose e.V.
Carola Wetzstein
Telefon: +49 (0)228 9 87 80-22
Mobil: +49 (0)171 9582 382
E-Mail: CWetzstein@muko.info
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