
Nach der Ehrung Ende November in Aalborg, Dänemark, als eine der drei besten Kooperationen im Enterprise Europe Network lohnt es sich zum Jahresende, noch einmal Bilanz zu ziehen: Die von Tutech Business Advisor Enterprise Europe Network Tim Zebahl initiierte Expansion der Hacker School nach Österreich hat sich zu einer europäischen Erfolgsgeschichte für digitale Bildung entwickelt.
Die Hacker School ist eine gemeinnützige Bildungsorganisation mit Ursprung in Hamburg, die Kindern und Jugendlichen Programmieren näherbringt. Ihr Ziel ist ehrgeizig: Bis 2030 sollen eine Million Kinder und Jugendliche pro Jahr Programmiererfahrungen sammeln.
„Jeder junge Mensch sollte die Möglichkeit haben, mindestens einmal zu programmieren, bevor er sich für einen Beruf entscheidet“, sagt Dr. Julia Freudenberg, CEO der Hacker School und von den German Startup Awards als „Female Impact Entrepreneur of the Year“ ausgezeichnet.
Digitale Bildung als gesamtgesellschaftliche Aufgabe
Das Modell der Hacker School verbindet Klassenzimmer und Unternehmen: IT-Fachkräfte aus der Praxis werden als ehrenamtliche „Inspirers“ direkt in den Unterricht eingebunden und geben ihr Wissen in niedrigschwelligen Kursen weiter – vor Ort und online. Im Fokus stehen ausdrücklich auch Mädchen sowie Jugendliche aus sozio-ökonomisch benachteiligten Lebenswelten.
Unternehmen stärken damit ihre Social-Impact-Strategien, Hochschulen ermöglichen Studierenden Engagement als Inspirers, teilweise mit Anrechnung von Leistungspunkten. Programmieren wird so zu einer gesamtgesellschaftlichen Gemeinschaftsaufgabe.
Internationalisierung als Herausforderung – und Tutech als Wendepunkt
Als die Hacker School 2024 ihr zehnjähriges Bestehen feierte, stand die Frage im Raum, wie das erfolgreiche Modell über Deutschland hinaus skaliert werden kann. Aufgrund der gemeinsamen Sprache fiel der Blick schnell auf Österreich – doch der Schritt über die Grenze war alles andere als trivial: anderes Rechtssystem, unbekannte Förderlandschaften, fehlende Kontakte.
„Ich konnte im Internet keine so detaillierten Informationen finden, insbesondere in einer Region, die mir völlig unbekannt war“, erinnert sich Julia Freudenberg. An diesem Punkt kam Tutech Innovation ins Spiel:
Über das Enterprise Europe Network Hamburg Schleswig-Holstein nahm Business Advisor Tim Zebahl Kontakt auf und erkannte sofort das große Potenzial der Hacker School für eine grenzüberschreitende Kooperation im Bereich Social Economy.
Zebahl erstellte ein Profil der Organisation im Enterprise Europe Network und brachte Freudenberg mit Romana Schwab vom EEN-Partner Innovation Salzburg zusammen. Damit setzte er den entscheidenden Impuls für den Markteintritt in Österreich – ein Impuls, der später als eine der Top-3-Kooperationen im gesamten Enterprise Europe Network ausgezeichnet wurde.
Salzburg als Brückenkopf: Innovation Salzburg, MINT Salzburg und EdTech Austria
In Österreich übernahm Innovation Salzburg die Rolle des zentralen Knotenpunkts. Romana Schwab begleitete die Hacker School bei der Gründung der österreichischen Niederlassung und der Wahl der passenden Rechtsform als gemeinnützige GmbH.
„Trotz unserer Erfahrungen in Deutschland war es entscheidend, zu verstehen, wie gemeinnützige Organisationen in Österreich funktionieren. Wir brauchten Anwält:innen, Steuerberater:innen – die richtigen Expert:innen. Dank Romana verlief alles reibungslos“, erklärt Stefanie Susser, Geschäftsführerin der Hacker School Austria.
Über Innovation Salzburg wurden zwei Schlüsselinitiativen angebunden:
MINT Salzburg, eine regionale Initiative zur Förderung von Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik,
öffnete Türen zu Schulbehörden und Bildungseinrichtungen, die Hacker-School-Kurse anbieten wollten.
EdTech Austria, ein Netzwerk für digitale Bildungstechnologien,
verschaffte Zugang zu weiteren Akteur:innen im österreichischen Bildungs- und Innovationssystem.
Parallel vernetzte das Enterprise Europe Network – ausgehend von Tutech – die Hacker School mit Unternehmen, die über eigene IT-Abteilungen verfügen. Deren Mitarbeitende sind heute als Inspirers zentral für die Durchführung der Kurse.
Tausende Kinder erreicht – und das Wachstum geht weiter
Seit dem Start in Österreich im Jahr 2024 hat die Hacker School bereits 3.300 Kinder und Jugendliche in fast allen Regionen des Landes erreicht. Die österreichische Niederlassung mit Sitz in Salzburg beschäftigt inzwischen fünf Mitarbeitende und verfolgt das Ziel, jährlich 100.000 Kinder zu erreichen.
In Deutschland brachte die Organisation allein im Jahr 2024 27.000 Kindern das Programmieren näher und kooperierte mit über 370 Schulen. Der nächste Schritt dort ist die direkte Zusammenarbeit mit Bildungsministerien, um die Wirkung weiter zu skalieren.
„Unser Modell ist geprägt von Prototyping: ausprobieren, scheitern, neu denken, besser machen. Es ist großartig, dass wir diesen Lernprozess jetzt parallel in Deutschland und Österreich leben können – das beschleunigt unsere Entwicklung enorm“, sagt Freudenberg.
Unternehmen als Partner für die Fachkräfte von morgen gesucht
Die starke Nachfrage der Schulen in Österreich zeigt, wie groß der Bedarf ist – und stellt die Hacker School zugleich vor neue Wachstumsherausforderungen.
„Wir haben bisher nur ein kleines Team, das alle beteiligten Akteur:innen koordiniert und auch noch die Kurse plant. Jetzt müssen wir schneller skalieren als gedacht, weil die Schulen schneller sind als die Unternehmen“, erklärt Stefanie Susser.
„Dafür brauchen wir einerseits mehr ehrenamtliche IT-Mitarbeitende für die Kurse, aber auch finanzielle Unterstützung der Unternehmen, damit wir die Koordinierung und Planung stemmen können.“
Für Tim Zebahl ist genau hier die Stärke des Enterprise Europe Network sichtbar: „Wir verbinden innovative Organisationen wie die Hacker School mit den richtigen Partnern – von Behörden und Netzwerken bis hin zu konkreten Ansprechpartner:innen in Unternehmen. Dass dieses Projekt europaweit unter die Top 3 gewählt wurde, zeigt, welches Potenzial in solchen Kooperationen steckt.“
Enterprise Europe Network: Unterstützung mit Anfang, aber ohne Ende
Für Romana Schwab von Innovation Salzburg ist die Zusammenarbeit mit der Hacker School ein Musterbeispiel dafür, wie das Enterprise Europe Network soziale Innovationen international skalieren kann:
„Unsere Unterstützung hat einen Anfang, aber kein Ende. Wann immer die Hacker School etwas braucht, nutzen wir unser Netzwerk, um dies zu ermöglichen.“
Auch Julia Freudenberg sieht in der Zusammenarbeit mit Tutech und dem Enterprise Europe Network mehr als nur einen einmaligen Projektkontakt:
„Dem Thema Internationalisierung standen wir zunächst sehr zögerlich gegenüber. Uns hat der Ansatzpunkt gefehlt. Das Kennenlernen des Enterprise Europe Network war ein krasser Wendepunkt. Das Netzwerk kann uns Türen zu Partnern in Regionen öffnen, in denen wir bisher noch gar nicht waren – und plötzlich wird die Idee real. Dass wir darüber hinaus auch beim Thema EU-Förderung Unterstützung bekommen können, eröffnet ganz neue Möglichkeiten. Österreich ist für uns ein erster Schritt, aber definitiv nicht der letzte.“
Über die Hacker School
Die Hacker School ist eine gemeinnützige Bildungsorganisation, die Kindern und Jugendlichen den Zugang zur Welt des Programmierens eröffnet. In Präsenz- und Onlinekursen arbeiten sie mit IT-Fachleuten aus Unternehmen und Hochschulen zusammen, die ihre Praxiserfahrung als ehrenamtliche „Inspirers“ in Klassenzimmer bringen. Ziel der Hacker School ist es, bis 2030 jährlich eine Million Kinder und Jugendliche mit Programmierworkshops zu erreichen und sie auf eine digitale Zukunft vorzubereiten – unabhängig von Herkunft, Geschlecht oder späterer Berufswahl.
Über Tutech Innovation und das Enterprise Europe Network Hamburg Schleswig-Holstein
Die Tutech Innovation GmbH ist Partner im Enterprise Europe Network (EEN) Hamburg Schleswig-Holstein. Das 2008 von der Europäischen Kommission gegründete EEN ist das weltweit größte Netzwerk zur Unterstützung kleiner und mittlerer Unternehmen bei Innovation und Internationalisierung. Über 560 Partnerorganisationen in mehr als 55 Ländern bieten maßgeschneiderte Beratung, Kontakte und Unterstützungsleistungen – vom Markteintritt über Kooperationsanbahnung bis hin zu Innovations- und Förderberatung.
Die Services, die Tutech im Rahmen des Enterprise Europe Network anbietet, sind für Unternehmen kostenfrei, dank Förderung durch die Europäische Union und durch die Freie und Hansestadt Hamburg.
TUTECH ist eine 100-prozentige Tochter der Technischen Universität Hamburg und steht seit mehr als drei Jahrzehnten für erfolgreichen Wissens– und Technologietransfer in der Metropolregion Hamburg. Das Unternehmen ist an der Schnittstelle zwischen Hochschulen, Forschungseinrichtungen, Unternehmen und öffentlicher Hand mit dem Ziel aktiv, unternehmerisches sowie wissenschaftliches Potenzial gewinnbringend zu vernetzen und nachhaltig Werte für Wissenschaft, Politik, Wirtschaft und Gesellschaft zu schaffen. TUTECH hat ihren Sitz im Binnenhafen Harburg, einem der innovativsten, dynamischsten und stark wachsenden Hightech-Standorte Deutschlands.
