„Eine seit langem schwelende gesellschaftspolitische Debatte hat neu Fahrt aufgenommen – dem stellen wir uns!“, sagte Wilfried Knorr, Direktor von Herzogsägmühle bei seinem Impulsreferat beim Fachtag Inklusion aus. Nicht erst seit der EU-Behindertenkonvention ist das Thema in Herzogsägmühle aktuell. „Bereits seit der Gründung im Jahr 1894 werden Menschen durch die Arbeit in Herzogsägmühle inkludiert, das nannte man damals nur anders“, so Knorr weiter. Ob es für jeden Menschen mit einer Behinderung die beste Lösung sei, nicht mehr im Ort Herzogsägmühle zu leben, mit all seinen speziellen Angeboten und der hohen Lebensqualität für die Betroffenen, war eine Frage, die sich jeder Anwesende selbst beantworten musste.
In der Runde der Spezialisten auf dem Gebiet der Inklusion, die zum Fachtag geladen waren, wurde darüber heiß diskutiert. Ob in Workshops zum Vorschulbereich, Schulbereich, Menschen mit geistiger Behinderung, Menschen mit seelischer Behinderung oder Lokale Teilhabeplanung und strategische Sozialplanung – Fachleute und das interessierte Publikum hatten einen regen Austausch miteinander.
„Inklusion beginnt im Kopf“, zitierte Peter Papst, Behindertenbeauftragter des Landkreises Weilheim-Schongau, die Aktion Mensch in seinem Grußwort. „Sie darf aber nicht im Kopf bleiben, sondern braucht Aktionen und verschiedenste Wege“, so Papst weiter. Dass die meisten Menschen gar nicht wissen, was Inklusion bedeutet, bedauerte Michael Asam, Bürgermeister von Peiting. „Im Bezirkstag haben wir uns allerdings schon intensiv damit beschäftigt“, so Asam weiter. Die Umsetzung in den Gemeinden müsse nun erfolgen. Dass in Sachen Umsetzung in Altenstadt schon einiges geschehen ist, konnte Bürgermeister Albert Hadersbeck berichten. Die Schule in seiner Gemeinde hat durch eine Kooperation Kinder mit Behinderung aufgenommen – mit Erfolg. „Wir müssen gemeinsam mit den Menschen mit Behinderung das Leben gestalten. Die Kreativität der Bürger sollten wir dabei auf keinen Fall unterschätzen“, appellierte er an die Zuhörenden. Dass am bewährten System keinesfalls alles falsch sei, und man das Erreichte bei aller Richtigkeit der Inklusion bewahren müsse, ermahnte Regierungsschuldirektorin Marianne Künzel von der Regierung von Oberbayern.
Dass nicht alle einer Meinung sind, jeder der Anwesenden jedoch das Interesse hat, Inklusion voranzutreiben und dabei die Lebensqualität der Menschen im Blick zu haben, die auch in Zukunft auf Hilfe angewiesen sein werden, stellten die Zuhörenden bei der abschließenden Podiumsdiskussion fest.
Musikalisch umrahmt wurde der Fachtag von Karl Michael Ranftl, der die Anwesenden mit Kieselklängen überraschte und erfreute. Zudem wurde die Ausstellung „design.gut für alle“ eröffnet, die gelungenes Design von Alltagsgegenständen zeigt, die speziell Menschen mit Behinderung, aber auch der alternden Gesellschaft allgemein zugute kommen. Die Ausstellung ist im Rainer-Endisch-Saal, im Kapellenfeld von Herzogsägmühle, noch bis zum 27. November 2011 zu sehen: Montag, Dienstag und Donnerstag von 13 bis 17 Uhr, und während der Öffnungszeiten des Weihnachtsmarktes.
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