Beate Steitz ist von Geburt an blind. Dennoch führt die 38-Jährige aus Winnweiler bei Kaiserslautern ein unabhängiges Leben und hat ehrgeizige Ziele. Um diese zu erreichen, bildet sich die Telefonistin in ihrer Freizeit weiter. Ihre bevorzugte Lernmethode überrascht dabei zunächst: Sie ist überzeugte Fernlernerin. Ein Fernstudium zu absolvieren, das fast ausschließlich aus Text besteht, erscheint für Blinde zunächst unmöglich. Doch mithilfe ihres Computers hat Beate Steitz einen Weg gefunden, die Studienhefte durchzuarbeiten. Ihren ersten Fernkurs zur „Geprüften Managementassistentin bSb – Schwerpunkt Kommunikation“ bei der Studiengemeinschaft Darmstadt (SGD) hat sie mit der Traumnote 1,8 abgeschlossen; nun lernt sie Spanisch per Fernunterricht bei der SGD und im Anschluss daran ist bereits der nächste Fernlehrgang geplant.
Für ihre ganz besondere Leistung, sich nicht von ihrem fehlenden Augenlicht aufhalten zu lassen und sich erfolgreich per DistancE-Learning weiterzubilden, wird Beate Steitz von einer unabhängigen Jury des Fachverbandes Forum DistancE-Learning mit dem Studienpreis DistancE-Learning 2010 in der Kategorie „Lernen mit Handicap“ ausgezeichnet. Der Preis wird ihr am 27. April 2010 im Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) in Berlin vom Parlamentarischen Staatssekretär Thomas Rachel übergeben.
„Behinderte müssen wesentlich mehr leisten als Nicht-Behinderte, um genauso ernst genommen zu werden“, weiß die Studienpreisträgerin. „Mit meinem Fernstudium wollte ich beweisen, dass ich mehr kann als telefonieren und tippen!“ Beate Steitz nutzt unterhalb ihrer normalen PC-Tastatur eine Braillezeile mit 80 Zeichen – Texte kann ihr Computer dadurch in Brailleschrift übersetzen und für sie lesbar machen. Über ihren Scanner kann sie auch gedruckte Texte digitalisieren und dann mithilfe der Braillezeile lesen oder sich von einer Sprachsoftware vorlesen lassen. Als besonderen Service erhält sie die Studienhefte ihres Spanischlehrgangs bei der SGD als PDF. Und wenn der Computer an seine technische Grenzen stößt, hilft die beste Freundin und beschreibt den Lernstoff mit Worten.
Eigentlich wollte Beate Steitz sich zur Logopädin ausbilden lassen, doch Lehrer und Berufsberater drängten sie, eine Ausbildung zur Telefonistin und Phonotypistin zu machen. Seitdem ist sie bei der Verbandsgemeinde Winnweiler in der Telefonzentrale und im Schreibdienst angestellt. Mit ihren Weiterbildungen möchte die 38-Jährige sich nun beruflich weiterentwickeln. Den Fernlehrgang zur Managementassistentin mit Schwerpunkt Kommunikation hat sie erfolgreich abgeschlossen. Auch wenn ihr berufliches Aufgabenspektrum sich bisher nicht erweitert hat – was nicht ist, kann ja noch werden.
Der nächste Kurs „Texterin und Konzeptionerin (SGD)“ ist bereits fest eingeplant, denn Beate Steitz schreibt gern. Derzeit sind es vor allem Pressetexte für ihren Gesangsverein, in dem sie seit 18 Jahren Schriftführerin ist, und für den Blindenverband, für den sie sich als Delegierte des Donnersbergkreises engagiert. „In Zukunft würde ich gerne mal ein Buch über die Schwierigkeiten und Erfolge der Integration schreiben, dabei könnte ich dann auch meine ganz persönlichen Erfahrungen miteinfließen lassen“, erzählt Beate Steitz.