Trotz schwerer innenpolitischer Spannungen und der
Verunsicherung nach den Pariser Anschlägen verspricht Frankreichs
Finanzminister Michel Sapin eine Fortsetzung der wirtschafts- und
sozialpolitischen Reformen in seinem Land. „Natürlich versuchen
Populisten, das Angstklima für sich zu nutzen. Aber zugleich führen
solche Attentate auf unsere Grundwerte auch dazu, dass die
Gesellschaft daraus eine große Kraft entwickelt und die Bürger
zusammenstehen“, sagte Sapin in einem Gespräch mit dem
Wirtschaftsmagazin –Capital– (Ausgabe 2/2015, EVT 22. Januar).
Das Interview ist der erste ausführliche Auftritt eines
französischen Ministers in einem deutschen Medium seit den Attentaten
auf die Satirezeitschrift „Charlie Hebdo“ und einen jüdischen
Supermarkt vor rund zwei Wochen. Einer der ermordeten Karikaturisten
sei ein persönlicher Freund gewesen, berichtete Sapin –Capital–.
Der Minister äußerte die Hoffnung, dass sein Land seine
Unbeweglichkeit überwinde. Frankreich-Bashing sei selbst bei vielen
Franzosen eine beliebte Disziplin. „Aber das Bashing ist heute völlig
fehl am Platz, wenn man sieht, welch positives Bild die ganze Welt
von uns hat“, sagte Sapin mit Blick auf die Reaktion der Franzosen
auf den Angriff.
„Frankreich war sehr unbeweglich, und das für viel zu lange Zeit.
Wer sich nicht bewegt, geht unter“, sagte der Sozialist im Interview
mit –Capital–. Allerdings wehre er sich gegen die Vorstellung, das
Land benötige einen „großen Bruch“ und lasse sich nur ohne große
Verhandlungen mit den Sozialpartnern modernisieren. „Unsere
europäischen Partner sollen begreifen, dass Frankreich sich nicht nur
durch Revolutionen verändern kann“, sagte Sapin.
Nach Ansicht des Finanzministers ist bei vielen Franzosen die
Einsicht gewachsen, dass der Staat seine Aufgaben auch mit weniger
Ausgaben finanzieren kann. „Selbst wenn unsere Kultur in dieser
Hinsicht nicht so stark ist wie in Deutschland, verstehen die Leute,
dass wir nicht mehr über unsere Verhältnisse leben können“, sagte
Sapin gegenüber –Capital–. Der Minister verwies auf die von der
Regierung beschlossenen Einsparungen in Höhe von 21 Mrd. Euro allein
für das Jahr 2015. „Das hat es noch nie gegeben“, sagte Sapin.
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Thomas Steinmann, Redaktion –Capital–,
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