In Deutschland stehen jährlich rund 22.000 Familienunternehmen vor der Herausforderung, einen Nachfolger in der Führungsspitze zu finden. Von den Übergaben sind pro Jahr laut Institut für Mittelstandsforschung in Bonn knapp 300.000 Beschäftigte betroffen. In der Region Stuttgart stehen circa 5.000 Unternehmen vor der Nachfolgefrage. Nicht alle Betriebsübergaben verlaufen reibungslos. Viele Unternehmen schließen, weil kein Nachfolger in Sicht ist. Das gefährdet den Arbeitsmarkt in großem Stil.
Damit die Betriebsübergabe und -übernahme auch reibungslos funktioniert, hat die Kreissparkasse Esslingen-Nürtingen und 50 Seminarteilnehmer fit gemacht für die anstehende Nachfolgeregelung. Das Seminar „Betriebsübergabe – Betriebsübernahme“ richtete sich an Unternehmer, die ihren Betrieb an Familienangehörige oder externe Manager übergeben werden, und an Existenzgründer, die ihre Chance bei einer Betriebsübernahme nutzen wollen. Experten erklärten, worauf es ankommt und gaben praxisnahe Antworten auf die relevanten Fragen einer erfolgreichen Betriebsübergabe. „Ziel des Seminars ist es, auf die Besonderheiten des Übergabeprozesses aufmerksam zu machen und Unternehmer beim Erhalt ihres Betriebes und bei der Sicherung von Arbeitsplätzen zu unterstützen“, sagt Peter Heckl, stellvertretendes Vorstandsmitglied der Kreissparkasse.
Das Seminar der Kreissparkasse setzte da an, wo mögliche Stolperfallen bei Übernahmen lauern. Das beginnt schon bei psychologischen Aspekten, denn nicht selten übergeben die Betriebsinhaber nur ungern ihr Lebenswerk an die eigenen Kinder oder gar an Dritte. „Konflikte zwischen Unternehmer und Nachfolger können eine Übernahme gefährden – auch und gerade dann, wenn der Nachfolger zur Familie gehört“, weiß Annette Hecht, Leiterin des Teams Existenzgründungen bei der Kreissparkasse und Expertin für Fragen rund um Unternehmensgründungen und Betriebsübernahmen. Deshalb gab Bettina Daser vom „Institut für Familienstrategie“ Tipps, wie man Emotionen in den Griff bekommt und Beziehungsebenen zwischen Übergeber und Übernehmer in Einklang bringt. Natürlich klärte das Seminar auch über handfeste juristische Fakten auf. Wie ist zum Beispiel die Betriebsübertragung rechtlich zu gestalten? Im Fokus standen dabei auch familien- und erbrechtliche Fragen, die Rechtsanwalt Armin Markus Weinand beantwortete. Wie die optimale Vorbereitung einer Betriebsübernahme aussieht, erläuterte Franz Falk, Geschäftsführer des Bereichs Management und Technik der Handwerkskammer Region Stuttgart. Da das Risiko bei Übernahmen gegenüber Neugründungen geringer ist, bieten Übernahmen deutliche Vorteile. Annette Hecht: „Es ist für Jungunternehmer oft einfacher, einen eingeführten Betrieb zu übernehmen, als von ganz vorne anzufangen. Deshalb ist es unser Anliegen, Existenzgründer zu ermutigen, am Markt bewährte Betriebe zu übernehmen.“ Über die Erfahrungen bei der Übernahme der Firma Schiller-Plastic berichtete deren Geschäftsführer Christian Kramer.
Rund 270 Übernahmen hat das Team um Annette Hecht seit 2003 im Landkreis Esslingen begleitet und finanziert; im vergangenen Jahr hat die Kreissparkasse jede zweite Existenzgründung in ihrem Geschäftsgebiet betreut. „Existenzgründer, die einen bestehenden Betrieb übernehmen, sichern Arbeitsplätze und schaffen im Idealfall neue Stellen“, betont Hecht. Deshalb lege die Kreissparkasse Wert darauf, dass Betriebsübernahmen professionell durchgeführt werden. Das Seminar sei ein wichtiger Baustein dafür.
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