Immobilienökonom Prof. Tobias Just fordert weniger 
Bauvorschriften im Kampf gegen Wohnraumknappheit / Mietpreisbremse 
bezeichnet Just als „Augenwischerei“ / Wertverfall von Immobilien in 
der schrumpfenden Provinz als großes soziales und politisches Problem
   Berlin/Frankfurt, 16. Dezember 2015 – Der Immobilienökonom Prof. 
Tobias Just hat in einem Interview mit dem Wirtschaftsmagazin 
–Capital– (Ausgabe 1/2016, EVT 17. Dezember) vor einer Verschärfung 
der Wohnungsknappheit in Großstädten durch Flüchtlinge gewarnt. „Die 
ersten genehmigten Asylfälle ziehen bald – auch schon im Verlauf des 
Jahres 2016 – aus provisorischen Unterkünften aus und suchen sich 
Wohnraum“, sagte der Professor für Immobilienwirtschaft an der Uni 
Regensburg. Auch deshalb müsse die Regulierung im Wohnungsbau für 
mehrere Jahre gelockert werden, um ein größeres Angebot zu schaffen. 
Denn selbst reiche Kommunen könnten zusätzlichen Wohnraum „nicht 
einfach im Internet bestellen“.
   Die Mietpreisbremse bezeichnete Just als Augenwischerei. „Sie löst
das Problem – die Knappheit – ja nicht, sondern verhüllt nur das 
Signal – die steigenden Mieten“, argumentierte er. Die 
Mietpreisbremse helfe allen, die in einer Wohnung leben, aber nicht 
jenen, die suchen. Der Preisdruck bahne sich möglicherweise im 
Verborgenen seinen Weg. So rechnet der Professor für 
Immobilienwirtschaft damit, dass sich Vermieter künftig ihre Mieter 
kritischer auswählen oder Investitionen in den Bestand zurückstellen.
„Wenn der Preis sich nicht an die Qualität anpassen darf, passt sich 
die Qualität an den Preis an.“
   Die aktuelle Wertentwicklung von Immobilien in Top-Lagen hält Just
für trügerisch. „Immobilienbesitzer und -käufer sollten sich nicht zu
sicher sein, dass ihre Objekte bloß deshalb wertstabil sind, weil sie
in gefragten Lagen stehen“, warnte er. Dennoch sehe er im Moment 
keine deutschlandweite spekulative Blase. „Ich fürchte sogar, dass 
die Debatte über Preisblasen in Großstädten von einem größeren 
sozialen und politischem Problem ablenkt: dem Wertverfall von 
Immobilien in der schrumpfenden Provinz“, sagte Just. So würden viele
Immobilienbesitzer ihre Rentenlücke aufgrund des imaginären Werts 
eines Eigenheims unterschätzen. „Viele Immobilien sind aufgrund der 
demografischen Entwicklung unverkäuflich.“ Pro Jahr würden in 
Deutschland Immobilien im Wert von rund 100 Milliarden Euro vererbt –
Tendenz steigend. „Doch diese Schätzung beruht auf einer trügerischen
Annahme: dass es immer genügend Käufer gibt – fehlen die, werden 
nicht Milliarden Euro vererbt, sondern nur Milliarden Steine.“
   Mit –Capital– sprach Just auch über seine konkreten Erwartungen 
für 2016. Neben der geforderten Lockerung der Bauvorschriften rechnet
er damit, dass sich institutionelle Investoren noch stärker im 
Wohnimmobilienmarkt engagieren und die Bedeutung von 
Entwicklunsgprojekten sowie Management- und Nischenimmobilien steigen
wird. „Wir müssen uns mehr um barrierefreies Wohnen kümmern“, mahnte 
der Immobilienökonom. Derzeit seien gerade einmal fünf Prozent aller 
Wohnungen vollständig barrierefrei. „Selbst wenn wir unterstellen, 
dass lediglich die pflegebedürftigen Menschen, die nicht in Heimen 
leben, eine entsprechende Wohnung benötigen, ergibt sich schon ein 
Defizit von rund 750.000 Wohnungen – in einer alternden Bevölkerung 
wird die Lücke noch größer.“
Pressekontakt:
Christian Kirchner, –Capital—Korrespondent Frankfurt,
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