Kann Facebook wirklich 50 Milliarden
Dollar wert sein? Sicher, es ist das größte soziale Netzwerk im
Internet: 560 Millionen Menschen nutzen derzeit die Online-Plattform
– täglich werden es mehr. Und da es die Nutzer mit Freunden
verbindet, mit deren Vorlieben und Gewohnheiten, drängen inzwischen
auch die Werber verstärkt auf die website des Wunderkinds Mark
Zuckerberg. Umso mehr als Facebook heute nicht nur ein soziales
Netzwerk ist, in dem die Mitglieder bloß Mitteilungen von Freunden
checken, Fotos angucken und Online-Games spielen. Vielmehr wird
Facebook zur Homepage, zum E-Mail-System und sogar zur
Identitätsplattform seiner Nutzer, quasi zum virtuellen Führersschein
und Reisepass, zu Hausschlüsseln derer, die das World wide web
durchqueren. Nicht von ungefähr integrieren sich täglich fast 10 000
Internet-Seiten bei Facebook.
Aber 50 Milliarden Dollar? Auf welcher Daten-Basis und welcher
Berechnungsmethode soll dieser Wert basieren? Da Facebook nach wie
vor in privater Hand ist, kommuniziert das Unternehmen keine Umsatz-,
geschweige denn Gewinnzahlen – falls das Unternehmen überhaupt Gewinn
erwirtschaftet. Auch das ist nicht belegt. Deshalb errechnet sich der
astronomische Betrag lediglich aus dem Preis, den private Anleger auf
dem sogenannten Sekundärmarkt bereit sind, für die Papiere zu zahlen.
Papiere, die in der Regel von (Ex-)Mitarbeitern und frühzeitig
eingestiegenen institutionellen Investoren angeboten werden. Das
Problem dabei: Dem Gros dem Käufer fehlen ebenfalls
Finanzinformationen über Facebook und Co. Dass der auf dem
Sekundärmarkt errechnete Preis dem tatsächlichen Wert von Facebook
nahekommt, steht somit zu bezweifeln.
Trotzdem boomt dieser Sekundärmarkt, weil institutionelle
Investoren und Wagniskapitalgeber nach den Papieren der Online-Firmen
gieren. Sie alle hatten den Aufstieg von Unternehmen wie Google
verschlafen und wachten erst zu deren Börsengängen auf. Dieses Mal
wollen sie sich frühzeitig ein Stück vom Kuchen sichern. Das Risiko,
das sie dabei eingehen, erhöht aber das Risiko einer Internet-Blase,
wie sie schon zur Jahrtausend-Wende platzte. Denn die Investoren, die
nun mit viel Geld bei Online-Plattformen wie Facebook einsteigen,
hoffen, bei einem Börsengang dieser Unternehmen ihre Anteile am
Primärmarkt für noch mehr Geld zu verkaufen.
Die US-Börsenaufsicht SEC muss deshalb einschreiten und mehr
Transparenz auf dem Sekundärmarkt schaffen. Mit dem bloßen Einholen
von Informationen bei den Beteiligten ist es da nicht getan. Vor
allem muss die SEC der Veröffentlichungspflicht, der alle
Unternehmen, die mehr als 500 Anteilseigner haben, mehr Gültigkeit
verleihen. Diese Pflicht droht mit dem Einstieg von Goldman Sachs
auch bei Facebook unterlaufen zu werden -, denn ist anzunehmen, dass
die Investmentbank die Beiträge ihrer reichen Anleger per
Zweckgesellschaft als einen einzelnen Investor auftreten lässt.
Angesichts des nun errechneten Facebook-Werts sollte die SEC hier
besonderen Druck ausüben. Der hat schon Microsoft und Google
seinerzeit an die Börse getrieben.
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