Bevor überhaupt Größenordnung und
Ursachen des technischen Problems bekannt sind, ist wieder der 2008
gescheiterte und vorläufig ad acta gelegte Börsengang schuld. Denn
der habe dazu geführt, dass heute noch bei der Wartung der ICE
gespart werde, ereifern sich die erhitzten Politiker. Sie können sich
sicher sein, dass ihre Vorwürfe auf fruchtbaren Boden fallen.
Schließlich hat jeder schon schlechte Erfahrungen mit dem
Staatskoloss gemacht und ist entsprechend empfänglich für
Bahn-Schelte.
Natürlich kann es hier nicht darum gehen, die Leiden
kollabierender Fahrgäste herunter zu spielen.
Aber wer als Politiker nun kritisiert, dass die Bahn AG
wirtschaftlich denkt, vergisst nicht nur die Missstände bei der
einstigen, kameralistisch geführten Bundesbahn. Der ist auch noch
verlogen, wenn man bedenkt, dass der Bund im Zuge seiner
Haushaltskonsolidierung von der Bahn AG nun eine üppige Dividende
verlangt. Geld, das dann im Konzern für Investitionen möglicherweise
fehlt. Da muss sich auch Bundesverkehrsminister Ramsauer, der die
Bahn nun in den Schwitzkasten nimmt, den Vorwurf der Doppelmoral
gefallen lassen.
Für populistische Forderungen sind die technisch-wirtschaftlichen
Zusammenhänge zu kompliziert. Dass auch finanzielle Aspekte bei der
Pleiten-, Pech- und Pannenserie der Bahn eine Rolle spielen, ist
anzunehmen. Allerdings rühren die Probleme noch aus der Zeit vor
Mehdorn und liegen nicht nur beim Staatskonzern. Denn schon 1998
beschloss die Bahn, Züge nicht mehr mitzuentwickeln und zu erproben,
sondern das der Industrie zu überlassen. Das rächt sich nun. Hier
muss der neue Technik-Vorstand der Bahn neue Wege der Kooperation
finden. Zugleich täte der Konzern gut daran, seine Mitarbeiter vor
Ort sowohl im allgemeinen Umgang mit den gut zahlenden Kunden besser
zu schulen als sie auch besser auf Krisensituationen vorzubereiten –
beispielsweise durch die Schaffung eines festen Regelwerks. Dann
könnte eine ausgefallene Klimaanlage überhaupt nicht erst zum
Unglücksfall werden.
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