Die Hauptschuld für die aktuellen
Unruhen liegt sicher auf serbischer Seite. Offenbar wurden durch
schärfere Kontrollen an der serbisch-kosovarischen Grenze die
Interessen von einflussreichen Schmugglern verletzt, was zum
lancierten Ausbruch von Gewalt führte. Dass über entsprechende
Einflussnahme des Geheimdienstes spekuliert wird, ist dem serbischen
Wunsch, bald in die EU aufgenommen zu werden, sicher nicht dienlich.
Entsprechend massiv fällt die Verurteilung der Unruhen durch
Präsident Tadic aus. Dass seine hoffentlich guten Absichten aber
möglicherweise von den eigenen Sicherheitskräften unterlaufen werden,
spricht nicht eben für eine gefestigte demokratische Kultur. Zwar gab
es seit der liberale Ministerpräsident Zoran Djindjic durch einen
Angehörigen der Geheimpolizei ermordet wurde, unleugbare
Fortschritte, aber bis zur EU-Reife ist es noch weit.
Gleiches gilt freilich für den Kosovo. Auch hier gibt es immer
wieder Hinweise, auf Verbindungen von Politik und Unterwelt. Die
Korruption ist weit verbreitet, die Kriminalitätsrate hoch – auch
weil wegen der hohen Arbeitslosigkeit kaum eine vernünftige
Perspektive für junge Leute gibt.
Ein wirklich selbstständiger und lebensfähiger Staat wird das
Kosovo in seinem schwierigen Umfeld auf absehbare Zeit nicht werden.
Dafür müssten sich die serbische und die albanische Volksgruppe
versöhnen, was von heute aus gesehen utopisch ist.
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