Frankfurter Neue Presse: Libyen: Zwischen Euphorie und Sorge. Leitartikel von Politikchef Dr. Dieter Sattler

Ohne westliche Hilfe wird es auch in
Zukunft nicht gehen. (…) Vor allem die EU-Staaten müssen das Land
beim wirtschaftlichen und politischen Neuaufbau unterstützen, ohne
dass der Eindruck der Bevormundung entsteht. Diese Aufgabe ist aber
wirklich herausfordernd. Denn die Demokratien von Westens Gnaden in
Afghanistan und Irak haben bisher nur wenig Akzeptanz bei der
Bevölkerung – und sind auch deshalb so fragil. Auch in Libyen
drohen ähnliche Gefahren. Die Stimmung in der Bevölkerung bewegt sich
zwischen Euphorie und Sorge. Der Blick auf Tunesien und Ägypten lässt
erahnen, dass der Übergang von der Diktatur in eine blühende
Demokratie nicht reibungslos verlaufen wird. (…) Die Rebellen
betonen zwar, dass sie nicht auf Rache sinnen, dennoch sind brutale
Vergeltungsakte nicht auszuschließen. Außerdem könnte es auch zu
Auseinandersetzungen unter den Rebellen kommen. Schließlich waren die
völlig unterschiedliche Interessen verfolgenden Parteien und Stämme
nur in der Feindschaft gegen Gaddafi vereint. Aber selbst wenn
Revolutionen meistens Erschütterungen mit sich bringen, sollte man
nicht vergessen: die Stabilität der zuvor herrschenden Diktaturen ist
immer mit dem Blut von Opfern erkauft, deren Schreie niemand hört.

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