Frankfurter Neue Presse: Lufthansa-Streik „Lufthansa hat doppelt versagt“ Ein Kommentar von Panagiotis Koutoumanos

Seine erste Feuerprobe hat der junge
UFO-Vorstand bislang bravourös bestanden. Zusammen mit ihrem
erfahrenen Verhandlungsführer Dirk Vogelsang – der 55-jährige Anwalt
aus Bremen hat schon für Piloten und Fluglotsen Tarifkonflikte
erfolgreich ausgefochten – legt die Kabinen-Gewerkschaft im
Tarifkonflikt mit der Lufthansa eine in allen belangen intelligente
Streik-Strategie an den Tag: Sie weiß nicht nur die
Arbeitsniederlegungen geschickt auszuweiten; sie versteht es auch,
die allgemeine Verunsicherung der anderen Lufthansa-Kollegen, die das
angekündigte Sparprogramm der Konzernführung erzeugt hat, in Form
hoher Sympathiewerte für sich zu nutzen. Und weil sie ihre
offiziellen Streikforderungen wasserdicht formuliert hat, bleiben ihr
auch lästige Gerichtsverfahren erspart. Kurzum: Die Gewerkschaft hat
– aus ihrer Sicht – alles richtig gemacht, um ihre Interessen
durchzusetzen.

Von dem Tarifpartner Lufthansa kann man das dagegen nicht
behaupten. Zwar sitzen dort jede Menge Konflikt-erprobter Manager.
Aber die scheinen aus ihren Erfahrungen nicht viel gelernt zu haben.
Seit mehr als einem Jahr verhandeln Unternehmen und UFO nun schon.
Seit langem ist absehbar gewesen, dass es zu Arbeitsniederlegungen
kommen würde. Aber anders als das Management vergangene Woche noch
versicherte, ist es nicht gut vorbereitet in die Streiks gegangen.
Erneut fielen gestern hunderte Flüge aus, stoppten die
Arbeitsniederlegungen des Kabinenpersonals –zigtausende Reisende.
Dabei hätte die Lufthansa-Führung nur auf ihren Systempartner Fraport
gucken müssen, um zu sehen, wie es geht. Der Frankfurter
Flughafen-Betreiber hatte im Februar zahlreiche Streiks der
Vorfeld-Aufsicht ins Leere laufen lassen, indem er rechtzeitig
Personal als Ersatz herangezogen hatte.

Das hätte auch die Lufthansa tun können. In Berlin hat die Airline
ohnehin Leiharbeiter für die Kabine geschult. Wenn der Andrang
wirklich so groß war, wie der Konzern behauptet, wäre auch eine
größere Zahl von Schulungen möglich gewesen. Zu teuer? Die
Streikausfälle kosten ebenfalls sehr viel Geld – und sie verschrecken
auch noch Kunden. Auch die Möglichkeit zwischenzeitlich pensioniertes
oder in andere Positionen gewechseltes Kabinenpersonal zu
reaktivieren, hat das Unternehmen nicht wahrgenommen. Dabei sieht das
Luftfahrtbundesamt entsprechende Trainingsprogramme durchaus vor.

Stattdessen scheint die Konzernführung nach dem Motto „Augen zu
und durch“ zu handeln – wie sie es schon seit Monaten bei der
Durchsetzung ihres milliardenschweren Sparprogramms „Score“ tut und
damit die Mitarbeiter erst auf die Barrikaden gebracht hat. Hätte
sich Vorstandschef Christoph Franz ausreichend bemüht, die
Mitarbeiter auf seinem Restrukturierungskurs mitzunehmen, wären die
Fronten jetzt nicht dermaßen verhärtet.

Die Lufthansa wird nicht müde zu beklagen, dass UFO den
Tarifkonflikt auf dem Rücken der Kunden austrägt. Sie würde deren
Leidenszeit deutlich verkürzen, wenn ihr Vorstandschef sich endlich
persönlich dem offenen Diskurs mit den Flugbegleitern stellen würde.

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Peter Schmitt
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