Frankfurter Neue Presse: Trichets schweres Erbe. Thomas Baumgartnerüber den Abschied des EZB-Chefs.

Glückwünsche für die erreichte
Preisstabilität hatte sich EZB-Präsident Jean-Claude Trichet
gewünscht – zum Abschied hat er sie gestern reichlich bekommen. Doch
ob er sie auch verdient hat, darüber gehen die Meinungen auseinander.

Trichet übergibt seinem Nachfolger Mario Draghi eine andere
Institution, als sie das noch vor acht oder auch drei Jahren war. Aus
der unabhängigen Technokraten-Behörde hat er eine politische
Einrichtung gemacht. Freilich passen dazu die
Entscheidungsmechanismen nicht mehr, die ja gerade nicht
repräsentativ für die Bevölkerung sein sollen, sondern den reinen
Sachcharakter der Zinssetzung betonen:

Jeder einzelne Winzling wie Malta oder die Slowakei hat im Rat
ebenso eine Stimme wie die großen Euro-Länder, die Südeuropäer können
Deutschland überstimmen. Als Haupt-Sündenfall sehen Kritiker den
Ankauf von Staatsanleihen – damit druckt die Notenbank gleichsam
Geld. Der EZB-Chef verteidigt sich damit, dass er für die Regierungen
einspringen musste, die ihrer Verantwortung nicht gerecht wurden. Wie
sollte eine Währung stabil sein, wenn ihr Bestand selbst gefährdet
ist? Und zwar nicht durch das Verschulden der EZB.

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