Frankfurter Rundschau: Ahnungslose vom Dienst

Es gibt Momente im Münchner NSU-Prozess, die
einen fassungslos machen. Die gespielte Ahnungslosigkeit von früheren
Beamten des hessischen Verfassungsschutzes am Mittwoch gehört dazu.
Da fragt doch tatsächlich der ehemalige Leiter einer
Verfassungsschutz-Außenstelle am 211. Prozesstag in München: „Wer ist
der Angeklagte, darf ich mal fragen?“ Natürlich weiß der Mann das. Es
ist eine rhetorische Frage, die dem Gericht und den Opferanwälten
sagen soll, wie ungeheuerlich er es findet, dass in der
Öffentlichkeit zuweilen die Geheimdienste als Mitschuldige gehandelt
werden. Doch „die Dienste“ tragen einen gehörigen Teil dazu bei, dass
es dabei bleibt. Die Zeugenaussagen über die Anwesenheit des
Verfassungsschützers Andreas Temme am Tatort in Kassel haben dafür am
Mittwoch ein beredtes Beispiel abgeliefert.

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