Frankfurter Rundschau: Assad freut sich zu früh

Der zum Greifen nahe Sieg könnte dem Diktator
erstmals ermöglichen, den Rebellen militärisch das Rückgrat zu
brechen. Er könnte jede Forderung nach einer Neuverteilung der Macht
ignorieren. Und so wundert es nicht, dass die russische und syrische
Luftwaffe verstärkt Idlib angreifen, um die letzte Hochburg der
Aufständischen zu schleifen. Am Schluss könnte dann ein Feldzug gegen
Raqqa stehen, das Hauptquartier des „Islamischen Staates“ auf
syrischem Boden. Dennoch kommt der Jubel in Damaskus zu früh. Ohne
einen politischen Ausgleich zwischen dem Regime und den
Aufständischen wird es in Syrien keinen Frieden geben. Rebellen
werden in den Untergrund gehen, auch um den Preis für die verhassten
Assad-Verbündeten Russland und Iran hochzutreiben. Syrien könnte sich
eine Mischung aus Somalia und Kolumbien werden. Der Staat wird weiter
zerbröseln. Die Guerillas könnten dem Land auf viele Jahre einen
Bürgerkrieg auf kleiner Flamme aufzwingen.

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