Der Versuch, durch die rasche Installation von
Andrea Nahles das Debakel um Martin Schulz zu reparieren, war schon
längst nach hinten losgegangen, bevor die Gremien am Dienstag
zusammenkamen. Dass Nahles den Vorsitz übernehmen sollte, war relativ
unumstritten. Dass aber das Verfahren ersatzweise zum Zankapfel
wurde, zeigt: Die Partei ist so zerstritten, dass jeder Anlass
genügt, aufeinander loszugehen. Über eine Urwahl kann man reden, und
die Gegenkandidatur von Simone Lange ist mutig. Aber dass die
Parteilinke sich jetzt am Verfahren festbiss, statt sich auf den
berechtigten Widerstand gegen die „Groko“ zu konzentrieren, war
überflüssig. Und die Führung hätte von Anfang an auf die Installation
Nahles– als kommissarische Vorsitzende verzichten müssen. Sie hätte
dafür allerdings etwas gebraucht, das sie offenbar verloren hat: das
Gespür dafür, wie ihr Herumwerkeln jenseits der Berliner Sitzungssäle
wirkt.
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