Frankfurter Rundschau: Der Spalter als Versöhner

Mal klangen die Worte pathetisch, mal
leidenschaftslos abgelesen. Auf eine klare Botschaft wartete man
vergeblich. Und dann saß minutenlang auch noch die rote Krawatte, das
Markenzeichen des Präsidenten, ziemlich schief. Bei seiner Rede zur
Lage der Nation wollte Donald Trump den Staatsmann geben. Doch diese
Rolle steht dem Poltergeist einfach nicht. Ein paar versöhnliche
Floskeln ändern nichts am Befund: Nicht die Einheit, sondern die
Spaltung der Gesellschaft ist Trumps Geschäftsmodell. Den wachsenden
Rassismus, die tägliche Waffengewalt und den Klimawandel erwähnte er
nicht. Was der Präsident vortrug, war nicht „die Agenda des
amerikanischen Volkes“, wie er behauptet. Es war die Agenda von
Donald Trump. Dass der Narzisst den Unterschied nicht versteht, sagt
mehr über die Lage der amerikanischen Nation aus als ein 90-minütiger
Vortrag vom Teleprompter.

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