In den nun von Wikileaks veröffentlichten
Protokollen sehen wir, dass fast alles, was eine Kanzlerin wie Angela
Merkel am Telefon besprach, den Amerikanern ohnehin öffentlich
bekannt war. Oder zumindest hätte bekannt sein können. Deshalb könnte
man ja auch mit einem Schulterzucken reagieren, wie so viele das in
der Bundesregierung jetzt tun. Das wirkt cool, gelassen und
professionell. Und noch abgeklärter klingt es natürlich, wenn nun all
denen, die sich über die Spionage aufregen, Naivität vorgehalten
wird. Nach dem Motto: Wie kann man sich darüber nur wundern? Mag ja
sein. Aber es gibt einen politischen Schaden, der sich auch mit
größter Gelassenheit nicht mehr kleinreden lässt. Es ist ein Schaden
für die Demokratie, ein Verlust des Vertrauens in die Institutionen,
in Amerika und in Deutschland. Und nicht erst jetzt, seit Jahren
schon erodieren alle – ja, vielleicht auch naiven – Vorstellungen von
den USA als einem Anstifter zu persönlicher Freiheit.
Pressekontakt:
Frankfurter Rundschau
Ressort Politik
Telefon: 069/2199-3222