Frankfurter Rundschau: Kommentar zur Flüchtlingskrise

Es ist alles wie immer im Mittelmeer und
drumherum. Es ist wie immer – katastrophal, und das knapp drei
Monate, nachdem die EU und die Türkei ihren Pakt als Ausweg aus der
europäischen Flüchtlingskrise präsentiert haben. Die
Schreckensnachrichten allein eines Tages: Weil in griechischen
Hotspots mit der Verzweiflung die Aggression wächst, prügeln
Flüchtlinge immer häufiger aufeinander ein. Die Nachricht, dass an
Libyens Küste mehr als 100 verweste Leichen angespült wurden, wurde
schon gestern überholt durch die, dass erneut ein Schiff mit
hunderten Menschen an Bord gekentert ist. Durch Abriegeln und
Abschieben lassen sich Menschen eben nicht davon abhalten, aus einer
lebensfeindlichen Lage zu fliehen. Europa könnte nacharbeiten, könnte
endlich in eine Politik gesteuerter Einwanderung einsteigen. Doch
der politische Wille fehlt – und das nicht nur bei den Osteuropäern.
Das sind schlechte Nachrichten für Kriegsopfer und Verfolgte. Aber
sehr gute für die Schlepperbranche. Ihr Geschäftsmodell boomt. Europa
sei Dank.

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