Bundespräsident Joachim Gauck hat in Shanghai
eine persönliche und starke Rede gehalten, die Chinas autoritäres
System deutlich kritisiert. Langfristig werde sich das „Verlangen
nach Freiheit“ seine Bahn brechen. Die Worte des Pastors aus der DDR
klangen wie eine Warnung in Richtung der kommunistischen Führung in
Peking. Schadet der Bundespräsident damit deutschen Interessen? Vom
Chinageschäft hängen Arbeitsplätze ab. Bislang sagt die Erfahrung,
dass klare Worte der chinesischen Führung eher Respekt abnötigen,
statt gleich eine kleinliche Gegenreaktion auszulösen. Das alles
ändert nichts daran, dass auch Gaucks Engagement folgenlos bleiben
wird. Für die chinesische Führung ist die Meinung des Auslands kaum
wichtig. Die zweitgrößte Volkswirtschaft, das bevölkerungsreichste
Land der Welt, eine Atom-, Finanz-, See- und Weltmacht lässt sich
nichts mehr sagen. Was für die KP-Spitze zählt, ist die Stimmung im
Volk – und dort ist, entgegen Gaucks Vorhersagen, keine Unruhe zu
merken.
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