Frankfurter Rundschau: Nicht unterfordern

Immer mehr Schüler machen ein immer besseres
Abitur. Es mag sein, dass der Ehrgeiz und die Zielstrebigkeit vieler
Schüler und ihrer Eltern heute höher sind als früher. Das ist aber
keine ausreichende Erklärung für die immer besseren Noten. Zumal
unabhängige Untersuchungen wie die Pisa-Studie zeigen, dass die
Kompetenzwerte der Schülerinnen und Schüler in zentralen Fächern seit
Jahren eher sinken. Zwischen den Bundesländern hat in der
Schulbildung ein Wettbewerb nach unten stattgefunden. So wird heute
großzügiger benotet als früher. Es scheint, als wollten alle
Kultusminister ihren Schülern auf dem Weg zum Abitur möglichst wenige
Steine in den Weg zu legen. Allerdings findet der wahre Wettbewerb
um Zukunftschancen heute weniger zwischen Dresden, München und
Bochum, sondern eher zwischen Deutschland, China und Südkorea statt.
Wir sollten es uns also nicht leisten, das Abitur weiter zu
verwässern und damit unsere hellsten Köpfe in ihrer Schullaufbahn
systematisch zu unterfordern.

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