Die Frankfurter Rundschau kommentiert die
Reaktionen auf die Amokfahrt von Münster:
Islamisten können mit mehr Aufmerksamkeit rechnen als ein
deutscher Amokläufer mit psychischen Problemen. Im ersten Fall gibt
es Sondersitzungen und -sendungen, im zweiten eher nicht. Dieser
Mechanismus hat mit Ängsten zu tun, aber auch mit Ressentiments, die
weniger ehrbar sind. Anschläge und Amoktaten finden in Zeiten von
Twitter unter Livebedingungen statt. Dabei gehen Informationen,
Emotionen und affektiver Meinungskampf ineinander über. Gefragt ist
die Kunst der Beherrschung – auch der Selbstbeherrschung. Dass von
dieser Selbstbeherrschung am Samstag viel zu sehen war, darf die
Universitätsstadt sich gutschreiben. Denn Gewalt aller Art trifft uns
ja auch deshalb so empfindlich, weil wir eine nervöse Gesellschaft
geworden sind. Münster, so scheint es, ist nicht nervös. Da darf man
ruhig mal neidisch werden.
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