Digitalisierung und On-Demand-Formate haben die
TV- und Videobranche in kurzer Zeit stark verändert. Wie geht die
Entwicklung weiter? Deloitte hat vier Zukunftsszenarien mit ganz
unterschiedlichen Gewinnern und Verlierern entworfen.
– Neue Angebote verändern die Branche rasant: Seit 2016 ist der
Anteil der Verbraucher, die regelmäßig Video-on-Demand-Abonnements
nutzen, um 80% gestiegen.
– Bei jungen Zuschauern sind Netflix, Youtube und Co. bereits
beliebter als das lineare Fernsehen.
– TV-Sender, digitale Plattformen und Content-Produzenten – die vier
Zukunftsszenarien für das Jahr 2030 werden von ganz unterschiedlichen
Akteuren dominiert.
20.15 Uhr – eine Tageszeit, die jahrelang der Fixpunkt der
TV-Unterhaltung war, verliert immer mehr ihre Bedeutung. Die TV- und
Videobranche hat in kurzer Zeit einen drastischen Wandel erlebt. „Vor
allem On-Demand-Videos haben das Verbraucherverhalten radikal
verändert“, bestätigt Klaus Böhm, Leiter des Bereichs Media &
Entertainment bei Deloitte. „Konsumenten erwarten, dass relevante und
attraktive TV- und Videoinhalte jederzeit und überall abrufbar sind –
und zwar in dem Format, das ihren aktuellen Bedürfnissen am besten
entspricht.“ Diesen neuen Ansprüchen der Kunden werden derzeit vor
allem die großen Streamingplattformen gerecht. Altersübergreifend
nutzen mittlerweile 44 Prozent der Deutschen mindestens einmal pro
Woche Video-On-Demand-Abonnements, ein Anstieg von über 80 Prozent
gegenüber 2016. Viele TV-Sender haben mittlerweile mit einem breiten
Mediatheken-Angebot auf die Online-Konkurrenz reagiert.
Doch bei den jungen Zuschauern hat die Wachablösung bereits
stattgefunden: Bei den unter 25-Jährigen erfreuen sich vor allem
Short-Form Videos großer Beliebtheit, 57 Prozent schauen täglich
solche Formate auf Plattformen wir YouTube. 45 Prozent der jungen
Verbraucher nutzen täglich Video-On-Demand-Abos, während nur noch 42
Prozent jeden Tag Fernsehen schauen. Erleben wir eine Disruption der
Branche? Werden Netflix, Amazon, Apple und Google die traditionellen
TV-Sender verdrängen? Die sich schnell ändernde Marktlandschaft und
die fortschreitende Diversifizierung machen langfristige
Zukunftsprognosen schwierig.
Mediennutzung wird mobiler und flexibler
„Deshalb haben wir für die Deloitte-Studie zu den
Zukunftsszenarien für die TV- und Video-Branche 2030 einen
ganzheitlichen Ansatz gewählt und blicken mithilfe eines
Szenariodesigns über den üblichen Planungshorizont von drei bis fünf
Jahren hinaus“, erklärt Klaus Böhm. Für die Studie „The future of the
video and TV landscape in 2030″ hat Deloitte eine Reihe von Faktoren
identifiziert, die die Zukunft der Branche bestimmen werden.
Allen voran ist hier die Digitalisierung zu nennen. Schnelle
Glasfasernetze und 5G ermöglichen eine flexiblere und mobilere
Nutzung von Medieninhalten. Datenanalyse und künstliche Intelligenz
werden Empfehlungsfunktionen verbessern. Zudem wird sich
Video-on-Demand in der Breite durchsetzen. Dennoch wird sich das
lineare Fernsehen auch in Zukunft behaupten können, vor allem mit
Live-Inhalten, denn das Finale einer Fußball-WM wollen noch immer die
meisten Fans in Echtzeit mitverfolgen können. Die Zukunft der Branche
verspricht dennoch ein hohes Maß an Dynamik: Neue und bestehende
Akteure werden sich entlang der Wertschöpfungskette in einem
teilweise konsolidierten globalen Markt neu positionieren.
Vier Zukunftsszenarien für 2030
Das Ergebnis der Analyse von Deloitte sind vier mögliche
Zukunftsszenarien der TV- und Videobranche für das Jahr 2030. In
jedem Szenario steht ein anderer Akteur im Zentrum, der die Branche
entscheidend prägt.
1. Universal Supermarket: In diesem Szenario dominieren die großen
digitalen Plattformen den globalen Markt in allen Teilen der
Wertschöpfungskette. Sie sind Content-Produzenten, -Besitzer und
-Distributoren. Die TV-Sender spielen nur noch eine Rolle bei der
Produktion von nationalen Inhalten, an der Distribution sind sie
nicht beteiligt. Die Verbraucher haben eine große Auswahl an globalen
und nationalen Inhalten, Unterschiede zwischen den Anbietern gibt es
nur noch bei einigen exklusiven Produktionen und Sportrechten – wie
in den großen Supermärkten, wo sich die einzelnen Anbieter auch nur
noch durch Details unterscheiden.
2. Content Endgame: Die über 20 Jahre alte Prophezeiung von
Microsoft-Gründer Bill Gates wird wahr: „content is king“. Die großen
Gewinner dieses Szenarios sind die Content-Besitzer. Die Rolle der
digitalen Plattformen hat einen fundamentalen Wandel durchlaufen. Sie
dienen fast ausschließlich der Distribution, allerdings zahlen die
Verbraucher nicht mehr für einen bestimmten Anbieter, sondern direkt
für die Inhalte, die sie sehen wollen. Insgesamt hat sich die
Vielfalt des Contents verringert, die Qualität der globalen Angebote
erreicht dagegen neue Dimensionen.
3. Revenge of the Broadcasters: Die TV-Sender haben die
Digitalisierung gemeistert und sind in der Lage, großflächig
On-Demand-Inhalte anzubieten und die Verbraucher mit smarten
Empfehlungen zu versorgen. Neben den Sendern haben auch die digitalen
Plattformen weiterhin ihren Platz am Markt. Während sich Erstere auf
lokale Inhalte mit hoher Qualität konzentrieren, liefern die
Plattformen internationale Produktionen und Blockbuster. Verbraucher
genießen ein reichhaltiges Content-Angebot und können zwischen
linearen und On-Demand-Formaten wählen.
4. Lost in Diversity: Der TV- und Videomarkt hat sich zu einem
ausdifferenzierten Ökosystem ohne dominanten Akteur entwickelt.
Konsumenten werden von zahlreichen, verschiedenen Plattformen mit
einer entsprechend großen Content-Vielfalt bedient. Mangelnde
Loyalität der Nutzer treibt die Anbieter in einen harten
Überlebenskampf.
So unterschiedlich die vier Zukunftsszenarien auch sein mögen,
lassen sich aus ihnen dennoch übergreifende Implikationen ableiten,
die für alle Marktteilnehmer relevant sein werden. Schon die
Veränderungen der letzten Jahre zeigen: Auf etablierten
Marktpositionen kann sich niemand mehr ausruhen. Als klug erweisen
könnte sich hier, wenn sich Sender und Content-Produzenten für neue
Allianzen und Kooperationen – auch mit direkten Konkurrenten –
öffnen. Gemeinsame Produktion, Vertriebsmodelle oder gar Plattformen
sind geeignete Maßnahmen, um der Bedrohung durch die digitalen
Plattformanbieter wie Netflix, Amazon, Apple und Google zu begegnen.
„Der Schlüssel zur Zukunftsfähigkeit der heute etablierten Sender
und Content-Produzenten ist der Ausbau der Digitalkompetenzen“, macht
Alexander Mogg, Partner und Medienexperte bei Deloitte, deutlich.
„Technologie ist zu einem Kernelement ihrer Geschäftsmodelle
geworden. Für die Konsumenten geht es in erster Linie um attraktive
Inhalte, doch um diese in einer digitalisierten Zeit zu produzieren
und mit ihnen am Ende auch die Kunden zu erreichen, sind erstklassige
technologische Angebote unerlässlich.“
Inhaltlich verantwortlich für die Studie waren Alexander Mogg,
Partner und Medienexperte bei Deloitte, und Klaus Böhm, Leiter des
Bereichs Media & Entertainment bei Deloitte. Die komplette Studie
finden Sie hier zum Download: http://ots.de/HZWjZo
Über Deloitte
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und Consulting für Unternehmen und Institutionen aus allen
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herausragende Kompetenz mit erstklassigen Leistungen und unterstützt
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264.000 Mitarbeiter von Deloitte ist dies gemeinsames Leitbild und
individueller Anspruch zugleich.
Deloitte bezieht sich auf Deloitte Touche Tohmatsu Limited
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