Wie erwartet hat Wladimir Putin die Präsidentenwahl
im ersten Durchgang gewonnen, auch wenn ihm offensichtlich rund 10
Prozent der Getreuen gegenüber seiner letzten Wahl vor acht Jahren
(71 Prozent) abhanden gekommen sind. Ein Denkzettel ohne Wirkung. Die
Opposition im Volk ist zwar stärker, Mittelstand, Jugend und
Intellektuelle sind kritischer geworden. Aber angesichts der
schwachen Gegenkandidaten war kein Erdrutsch zu erwarten. Nach
Ansicht der Opposition wurde das Ergebnis auch mit Manipulationen für
Putin massiv beeinflusst. Trotz Überwachungskameras in den
Wahllokalen. Was darf man vom Tandem Putin-Medwedew nach dem
Ämtertausch erwarten? Vermutlich nichts Neues. Der starke Mann, der
sich gerne mit freiem Oberkörper als Taiga-Tarzan präsentiert, wird
das Land mit harter Hand regieren, gefährliche Kritiker ausschalten,
aber die Potenziale Russlands auch nicht annähernd ausschöpfen. Das
wäre möglich, wenn sich der größte Flächenstaat der Welt mit Hilfe
der reichlich fließenden Öl- und Gasgelder in eine fortschrittliche
Hightech-Demokratie verwandeln würde. Aber davor hat Putin Angst, das
könnte schließlich seinen Kontrollapparat schwächen. Er wird es, wie
bisher, bei Reparaturen belassen, notwendige Strukturreformen aber
vermeiden. Allerdings muss der Potentat fürchten, dass die Opposition
weiter gegen ihn und seine Art, das Land zu führen, auf die Straße
gehen wird. Ob das zu einer Rebellion wie in den arabischen Ländern
führen kann, ist angesichts der starken Polizeikräfte und des
Militärs, die hinter Putin stehen, fraglich. Einfacher wird es für
ihn und seinen Schatten Medwedew jedenfalls nicht. Aber der einstige
Geheimdienstchef wird alle Register der Unterwanderung jener
Schichten in der Gesellschaft ziehen, die ihm gefährlich werden
könnten. Ob das reicht in einer Welt, der das im Prinzip reiche
Russland in seiner Entwicklung weit hinterherhinkt, wird die
Geschichte zeigen. Das Internet ist schließlich auch (noch) der
russischen Gesellschaft zugänglich.
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