FZ: Ohne Toleranz kein Frieden Kommentar der Fuldaer Zeitung zum Terror in Nigeria:

Schöne Worte, ernste Mahnungen – schlimme Taten,
hasserfüllte Begründungen: Selten wurde der Gegensatz zwischen Traum
und Realität so drastisch spürbar wie an diesem Weihnachtsfest.
Während die Repräsentanten von Kirche und Staat mit der
Weihnachtsbotschaft das Gute im Menschen beschwören, fordern in
Afrika Bomben gegen „Ungläubige“ viele unschuldige Opfer, weil sie
zur Glaubensgemeinschaft der Christen gehören, sterben im Irak und in
Afghanistan Menschen, weil Terroristen die Anarchie wollen oder
Religionsgemeinschaften politisch miteinander konkurrieren. Klar, es
gibt auch viele gute Taten zum Weihnachtsfest, und die Eckpfeiler der
meisten Religionen, insbesondere die des Christentums, lehnen Gewalt
kategorisch ab. Dass Glaubenskriege dennoch im Laufe der menschlichen
Geschichte viele Opfer gefordert haben, ist tragisch und nur mit der
unvollkommenen Verbindung von tierischem Erbe und menschlichem Geist
zu erklären. Tiere kennen meist keine Toleranz, wenn es um den
eigenen Vorteil und den Schutz des Nachwuchses geht. Das hat unter
anderem die Darwinsche Entwicklung möglich gemacht. Beim Menschen
kommt die Ratio hinzu, die es ihm leicht machen sollte, nach dem
einfachen wie sinnvollen Grundsatz zu leben: Was du nicht willst, das
man dir tu–, das füg– auch keinem anderen zu. Klappt aber nicht, weil
die rationale Überzeugung, das Richtige zu glauben, mit atavistischen
Emotionen eine dramatische Allianz eingeht. Das Ergebnis waren einst
auch Kreuzzüge, und es ist heute islamistischer Terror. Es scheint,
als habe der christlich geprägte Westen das unerfreuliche Erbe einer
Geschichte voller Aggressionen überwunden, aber wenn man manche
kriegerische Strategie der Amerikaner durchleuchtet, muss man zu
einem anderen Schluss kommen. Die USA, aber auch europäische
Kolonialisten haben das innere Gleichgewicht einiger historisch
gewachsener Länder empfindlich gestört. Gewiss, viele von ihnen
befinden sich mit ihren gesellschaftlichen Strukturen noch im
Mittelalter. Aber mit Waffen und moderner Technik wird man sie nicht
in wenigen Jahren in die Neuzeit bringen. Sie wehren sich gegen die
Zwangsbeglückungen mit extremen Aktionen, auch wenn diese jede Moral
vermissen lassen. Es bedarf Geduld und Einfühlungsvermögen, bis alle
die weihnachtliche Friedensbotschaft verstanden haben. Auf mehr
Toleranz aber müssen beide Seiten setzen, sonst werden Kriege und
Anschläge kein Ende nehmen.

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Volker Feuerstein
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