FZ: Positive Auguren gefragt Kommentar der Fuldaer Zeitung zur Konjunktur

Die deutsche Wirtschaft trotzt den Vorhersagen der
Auguren von Banken, Ratingagenturen und Börsen. Die malen nämlich ein
düsteres Bild für das nächste Jahr, das von Rezession bis zum
Untergang Europas reicht. Dennoch steigt das Ifo-Konjunkturbarometer
signifikant. Und auch der Privatkonsum bleibt konstant hoch. Ein
Rätsel angesichts der fatalen Lage der meisten europäischen Staaten,
die immerhin zu den wichtigsten Abnehmern deutscher Exportprodukte
gehören? Es gibt zwei Lösungen für den scheinbaren Gegensatz. Die
erste: Die Wirtschaft setzt auf den Konsum im Inland, der in der Tat
prima läuft. Aber auch hierfür gibt es wiederum zwei Begründungen:
Pessimisten gehen davon aus, dass die Bürger ihr Geld noch rasch in
mehr oder weniger sinnvolle Anschaffungen investieren wollen, bevor
es von der Inflation aufgefressen wird, die viele nach den
aufgeblasenen Rettungsschirmen und EZB-Anleihe-Aufkäufen erwarten.
Optimisten finden die Situation einfach top: Weniger Arbeitslose und
mehr Geld in der Tasche durch gestiegene Löhne – da kann es nur
bergauf gehen. Die zweite Erklärung: Deutsche Unternehmen haben aus
den Nackenschlägen der vergangenen Jahre gelernt und ihre Betriebe
krisenfest gemacht durch Rationalisierung und Modernisierung. Sie
fühlen sich selbstbewusst jeder Herausforderung gewachsen. Tatsache
ist, dass Deutschland konjunkturell betrachtet in Europa einer Insel
der Glückseligen gleicht. Und das kommt nicht von ungefähr:
Disziplin, Weitblick und Innovationen haben viele Unternehmen
unabhängig gemacht von begrenzten Exporträumen. Die Welt ist ihr
Abnehmer. Ganz sicher werden beide Voraussetzungen – Inlandskonsum
und globale Konkurrenzfähigkeit – bei der Vermeidung eines krassen
Abschwungs helfen. Es wäre schön, wenn der deutsche Optimismus
übergreifen würde auf jene Vogeldeuter, die das Vertrauen zu einem
erneuerungsfähigen Europa bewusst als Spekulanten und Zocker oder
unbewusst als Pessimisten massiv stören. Zum nahenden Jahresende
jedenfalls erscheint die wirtschaftliche Situation in Deutschland
alles andere als aussichtslos und bietet noch keinen Anlass,
deprimiert unter dem Weihnachtsbaum oder über erkalteten Blei-Figuren
in der Wasserschüssel mit dem Schicksal zu hadern. Warum sollte man
sich für 2012 nicht des optimistischen Wunsches der Italiener
erinnern, der just auf die positiven römischen Weissager zurückgeht:
„Tanti Auguri“ – Viel Glück!

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