Verbindlichkeit statt Hasstiraden, Lächeln statt
Drohgebärden, Lockrufe an Investoren statt Isolationskurs: Mit einer
Charmeoffensive kämpft sich der Iran derzeit auf die weltpolitische
Bühne zurück. Mal mit mehr und mal mit weniger Erfolg: Während er zur
Syrienkonferenz in Genf erst ein- und dann wieder ausgeladen wurde,
durfte Irans Präsident Hassan Ruhani gestern vor dem
Weltwirtschaftsforum in Davos sprechen – als erster Vertreter seines
Landes seit gut zehn Jahren. Es ist freilich kein Zufall, dass die in
den Schweizer Bergen versammelte Wirtschaftselite unbefangener als
die internationale Politik auf Teheran zugeht:Schließlich bildet das
75-Millionen-Volk ein nicht unerhebliches Potenzial für Unternehmen
aller Art – und gerade die Ölindustrie war noch nie sehr zimperlich,
wenn es darum ging, Embargos zu umgehen oder Geschäfte auch mit
Machthabern vom Schlage eines Gaddafi zu machen. Ruhani scheint
jedenfalls zu spüren, wie er die Investoren ansprechen muss, damit
diese mögliche moralische Skrupel angesichts des iranischen
Atomprogramms oder der aggressiven Anti-Israel-Politik Teherans
hintanstellen: „Der Iran ist potenziell eines der wirtschaftlich
bedeutendsten Länder der Welt“, sagte Ruhani, und sein Ölminister
Bijan Namdar Zangeneh fügte an: „In Davos wollen wir mit den
Konzernen vis-à -vis reden und zeigen, was für ein lukrativer Markt im
Iran auf sie wartet.“ Das sind die Stichworte, auf die Manager
anspringen. Vielleicht ist es gut, wenn die Wirtschaft die neuen Töne
aus Teheran früher als alle anderen ernstnimmt, Ruhani damit auch
innenpolitisch zu Erfolgen verhilft und seinen vorsichtigen
Reformkurs gegenüber den religiösen Hardlinern absichern hilft. Doch
das Risiko bleibt hoch: Wenn alles nur eine Finte ist, dann können
die ausländischen Investoren auch schnell zu Geiseln der Mullahs
werden.
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Fuldaer Zeitung
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