Fast 4000 Flieger, die am Boden blieben, fast eine
halbe Million Passagiere, die auf die Bahn umsteigen oder ihren
Urlaub verschieben mussten – und erreicht wurde: NICHTS. Ein neues
Angebot will die Lufthansa ihren bestverdienenden Angestellten nicht
vorlegen, die Piloten können ihren Druck kaum noch erhöhen; was
lahmzulegen war, haben sie lahmgelegt. Fazit: Wieder einmal wurden
Hunderttausende Menschen in einem unverhältnismäßigen Arbeitskampf zu
Geiseln einer verschwindend kleinen Berufsgruppe, die glaubt, an
alten Zöpfen festhalten zu müssen – während der Rest der Deutschen
spätestens seit Schröders Agenda 2010 auf eine sich wandelnde
Gesellschaft eingestellt ist.
Glauben die Piloten wirklich, beim Kampf um Besitzstände und
massive Gehaltszuwächse irgendjemanden an ihrer Seite zu haben? Das
Verständnis der Öffentlichkeit ist – absolut nachvollziehbar – nicht
vorhanden, der Imageschaden für die Götter der Lüfte groß. Piloten
zählen seit jeher zu den privilegierten Berufsständen: Ein
Durchschnittsgehalt, mit dem sie als Nicht-Akademiker in der Klasse
der Bundeskanzlerin spielen, großzügige Vorruhestandsregelungen, die
ihnen erlauben, mit 55 das Arbeitsleben hinter sich zu lassen, das
klingt alles nicht mehr wirklich zeitgemäß. Wenn die meisten künftig
bis 67 arbeiten werden, muss ein Pilot nicht jammern, wenn er fit ist
und bis 60 arbeiten soll. Und während in anderen Branchen Nullrunden
an der Tagesordnung sind, erscheinen Forderungen nach zehn Prozent
mehr Gehalt wie ein Wünsch-dir-was-Kapitel aus Wolkenkuckucksheim.
Zumal die Lufthansa längst nicht mehr das ist, was sie einmal war.
Im Dax gehört das Unternehmen nicht zu den renditestärksten
Unternehmen, der Kostendruck nimmt zu. Wer einmal mit einer der Golf-
oder asiatischen Airlines geflogen ist, weiß, dass die Lufthansa auch
im Service nicht mehr ganz vorne mitfliegt. Dazu kommt die Konkurrenz
einer wachsenden Zahl von Billigairlines, deren Personal von
Konditionen wie bei der Lufthansa nur träumen kann. Wenn das
Management also nicht umschwenkt, droht der Flieger in Turbulenzen zu
geraden – und was das bedeutet, müssten die Piloten eigentlich am
besten wissen. / Bernd Loskant
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