General-Anzeiger: Der „General-Anzeiger“ Bonn zum Vorschlag der Intelligenztests für Zuwanderer

Seltsame Idee

Von Kai Pfundt

Ein Intelligenztest für Zuwanderer? Interessanter Vorschlag. Aber
wie wäre es vorher mit einem Intelligenztest für Abgeordnete in
deutschen Parlamenten? Oder mit einer verpflichtenden
Absurditätsprüfung für öffentliche Politikeräußerungen in den
Sommermonaten bei Temperaturen über 25 Grad? Ganz im Ernst. Die Idee
von zwei Unionspolitikern aus der zweiten und dritten Reihe,
bezeichnenderweise über das führende deutsche Intelligenzblatt „Bild“
ventiliert, sollte schnellstens im sich auftuenden Sommerloch
entsorgt werden. Abgesehen davon, dass IQ-Tests wissenschaftlich
nicht unumstritten sind: Als Methode zur durchaus legitimen Steuerung
der Zuwanderung nach nationalen Interessen und im weltweiten
Wettbewerb um die besten Köpfe wären sie diskriminierend und
beleidigend. Ein – zum Beispiel – indischer Software-Ingenieur, der
sich einem Intelligtenztest unterziehen soll, bevor er in Deutschland
arbeiten darf? Seltsame Vorstellung. Zudem transportiert der
Vorschlag der Herren Trapp (CDU) und Ferber (CSU) die unanständige
und pauschale Unterstellung, in Deutschland lebten bereits zu viele
Ausländer mit zu geringer Intelligenz. Botschaften dieser Art sind
bestens geeignet, Verbitterung und Kränkung zu erzeugen, der beste
Weg, Ausländerghettos und Parallelgesellschaften zu konservieren. Zur
Bewältigung der nicht wegzudiskutierenden Integrationsprobleme tragen
solche vulgärdarwinistischen Vorschläge nicht bei. Wie Integration
geht, beweist doch zurzeit die Nationalelf in Südafrika. Özil,
Boateng und Podolski zeigen bei der Fußball-WM Spitzenleistung für
Deutschland, ganz ohne IQ-Test.

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