Griechenlands Ministerpräsident Papandreou im stern: „Deutschland bekommt sein Geld zurück – und zwar mit hohen Zinsen“

Vor dem am Donnerstag beginnenden EU-Gipfel zur
Euro-Rettung hat der griechische Ministerpräsident Georgios
Papandreou Zweifel an der Zahlungsfähigkeit Griechenlands
zurückgewiesen und bekräftigt, sein Land werde alle Kredite
zurückzahlen: „Wir werden jeden Cent zurückzahlen. Deutschland
bekommt sein Geld zurück – und zwar mit hohen Zinsen“, sagte
Papandreou dem Magazin stern. „Der deutsche Steuerzahler wird mehr
zurückerhalten, als er verliehen hat.“

Zugleich schloss Papandreou eine Umschuldung aus. „Eine
Umschuldung würde wahrscheinlich den Zusammenbruch griechischer
Banken nach sich ziehen. Aber auch deutsche Banken könnten
zusammenbrechen. Außerdem käme es zu einer Lawine spekulativer
Angriffe auf andere europäische Länder. Diesen Preis könnten wir in
Europa nicht zahlen.“ Nach Angaben der Bank für Internationalen
Zahlungsausgleich BIS haben deutsche Banken Forderungen in Höhe von
69 Milliarden US-Dollar gegenüber Griechenland.

Im vergangenen Jahr erhielt Griechenland 110 Milliarden Euro
Kredite vom Internationalen Währungsfonds IMF sowie der EU, um einen
drohenden Staatsbankrott zu verhindern. Im Februar mahnte der IMF die
Umsetzung des griechischen Reformprogramms an. Papandreou wies die
Kritik zurück: „Kein Land in Europa, keine Regierung hat in den
vergangenen zehn Monaten so viele Veränderungen angestoßen wie
Griechenland.“

Man werde in den kommenden vier Jahren Staatseigentum im Wert von
50 Milliarden Euro privatisieren, bestätigte der Ministerpräsident.
So wolle das Emirat Katar fünf Milliarden Euro in den Ausbau des
Geländes des ehemaligen Athener Flughafens investieren. Das vom IMF
geforderte Privatisierungsprogramm ist in Griechenland auf harte
Kritik gestoßen.

Rating-Agenturen haben Griechenland in den vergangenen Wochen
erneut herabgestuft. Zu den wachsenden Zweifeln an der
Kreditfähigkeit Griechenlands sagte Papandreou dem stern, die
Finanzmärkte neigten im Moment zu „Überreaktionen“: „Ständig werden
Schreckensszenarien gemalt. Manchmal scheint es, als sei man einem
regelrechten Terror der Märkte ausgesetzt.“

Die Staatsverschuldung Griechenlands beträgt zurzeit 148 Prozent
der Wirtschaftsleistung. Sie wird in den kommenden beiden Jahren auf
160 Prozent steigen. Griechenland wurde 2000 in die Eurozone
aufgenommen. Im Herbst 2009 stellte sich heraus, dass dafür
Statistiken über den Verschuldungsgrad des Landes massiv gefälscht
wurden.

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stern-Autorin
Katja Gloger
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