Druckluft spielt als Energieträger in vielen ProduktionsprozesÂsen eine wichtige Rolle. Die Aussage „Druckluft ist sowieso vorhanden“ verdeckt den Blick auf die Energieeffizienz der dahinterstehenden DruckÂlufterzeugung, -aufbereitung und -verteilung. Auf der ComVac, internaÂtionale Leitmesse der Druckluft- und Vakuumtechnik im Rahmen der HANNOVER MESSE 2011 (4. bis 8. April), zeigen Aussteller, wie sich Bedarf und Erzeugung in Einklang bringen lassen. Denn auf diese Weise können Unternehmen ihre Produktionskosten senken und damit ihre WettbeÂwerbsfähigkeit steigern.
Analyse des tatsächlichen Druckluftbedarfs
Der erste Schritt hin zu einer energieeffizienteren Drucklufterzeugung und -verteilung ist die genaue Analyse des Ist-Zustandes mit BedarfsÂmesÂsung. Dabei wird der Druckluftverbrauch einschließlich aller SchwanÂkungen genau bestimmt. Zudem kann das Leitungsnetz näher in AugenÂschein genommen werden; Leckagen lassen sich beispielsweise per UltraÂschall orten. Liegen alle Daten vor, lässt sich ermitteln, welche InvestitioÂnen sich empfehlen und wie schnell sich diese rechnen.
Beispiel Leitungssystem: Dass Leckagen ungenutzt Druckluft – und damit Energie – entweichen lassen, liegt auf der Hand. Dass aber auch der QuerÂschnitt der Leitungen groß genug sein muss, zeigt das Beispiel der DruckÂluftwerkzeuge. Diese sind von den Herstellern auf einen bestimmÂten Fließdruck hin optimiert, bei dem der Wirkungsgrad der Geräte optiÂmal ist. Sinkt beispielsweise beim Schleifen der Druck um etwa 1 bar ab, kann die Nennleistung bereits um ein Viertel fallen. Das führt zu einigen Nachteilen, denn Werker und Kompressor müssen länger arbeiten – beiÂdes kostet Geld. Zu kleine Querschnitte finden sich in der Praxis häufiger als gedacht, selbst bei einer ursprünglich ausreichenden Auslegung des Leitungsnetzes. Denn nicht selten werden die Installationen nach und nach erweitert, und ursprünglich nicht vorgesehene Werkzeuge nutzen die vorhandene Leitung mit – wodurch diese schnell überfordert ist.
Optimiertes Druckluftmanagement
Höchstmögliche Energieeffizienz jeder einzelnen Druckluft-SystemkomÂponente ist zwar eine notwendige, aber noch keineswegs hinreichende Voraussetzung für die optimierte Energieeffizienz des Gesamtsystems Druckluft. Mit AusÂnahme von kontinuierlich ablaufenden Prozessen der Verfahrenstechnik weist das per Analyse gewonnene Bedarfsprofil übÂlicherweise Schwankungen auf, etwa abhängig von der Anzahl der MitarÂbeiter pro Schicht beziehungsweise der Abläufe in der Fertigung. AbÂhängig von einer Energiekostensimulationsberechnung kann es fallÂweise sinnvoll sein, einen drehzahlgeregelten Kompressor in ein GesamtÂkonzept zu integrieren. Eine Entscheidung darüber, ob ein drehzahlgeregelter Kompressor integriert wird oder eine Splitting-Lösung die wirtschaftlich sinnvollere Lösung ist, sollte auf jeden Fall immer davon abhängig geÂmacht werden, welche Lösung letztendlich die effizienteste ist.
Bei einem höheren Bedarf empfiehlt sich dann der Einsatz einer übergeÂordneten Steuerung. Der Vorteil hier: Mehrere Kompressoren lassen sich in einer Station aufeinander abgestimmt betreiben. Abhängig von der im Vorfeld ermittelten besten Lösung kann zum Beispiel durch Lastverteilung (Splitting) auf mehrere Kompressoren unterschiedlicher Größe das LastÂverhalten wirtschaftlicher gestaltet werden. Es ist damit aber auch mögÂlich, eine drehzahlgeregelte Maschine für die variable Last wirtschaftlich zu regeln, indem man sie mit kleinen Festdrehzahl-Kompressoren kombiÂniert, die für die Abdeckung der Grundlast zuständig sind. Der Vorteil solcher Steuerungen ist nicht nur darin zu sehen, dass sie mehrere KomÂpressoren steuern (bei Bedarf auch mehrere drehzahlgeregelte), sonÂdern dass sie durch vorausschauende Schalthandlungen Schaltverluste und Regelverluste vermeiden und durch adaptives Verhalten immer den enerÂgieeffizientesten Kompressor zuschalten.
Eine solchermaßen zentral angeordnete Druckluftstation bietet dem Betreiber zahlreiche Pluspunkte, sofern nicht extrem lange Leitungen für eine dezentrale Versorgung sprechen. Lassen sich alle Kompressoren in einer oder wenigen Stationen bündeln, vereinfacht das nicht nur Service und Wartung. Da bei der Verdichtung vor allem Wärme entsteht, kann ein System zur WärmeÂrückgewinnung die Energiekostenrechnung weiter senken. Denn dadurch sinkt auch der Brennstoffverbrauch (in der Regel Gas, Öl oder Kohle) anderer Systeme. Auf diese Weise lassen sich günstig etwa Duschwasser erwärmen oder die Heizanlage unterstützen. Noch besser geeignet ist der Einsatz in Branchen mit kontinuierlich laufenden FertiÂgungsprozessen. Denn die zurückgeÂwonnene Wärme kann der AnÂwender dann das ganze Jahr über verÂwenden – und damit den KohlenÂdioxidÂausstoß direkt reduzieren, was auch im Zusammenhang mit UmÂweltÂmanagementsystemen Vorteile bieÂtet.
Ist die Druckluftversorgung optimiert, kommen weitere Aspekte hinzu, die ebenfalls aus energetischer Sicht von Bedeutung sind. An erster Stelle steht die Wahl der richtigen Trockner. Abhängig vom benötigten DruckÂtaupunkt kommen Kälte- oder Adsorptionstrockner zum Einsatz, gegeÂbenenfalls lohnt sich auch die Umschaltung von Sommer- auf WinÂterbeÂtrieb. Will heißen: Im Sommer kann es ausreichend sein, nur mit KälÂtetrocknern zu arbeiten. Sinken dann im Winter die Temperaturen, könÂnen Adsorptionstrockner den dann erforderlichen tieferen Drucktaupunkt sicherstellen.
Nutzen von Kompressionsabwärme
Ein zusätzliches ganz erhebliches Energieeinsparpotenzial erschließt sich über Wärmerückgewinnung. Nicht weniger als hundert Prozent der zugeÂführten Antriebsenergie eines Kompressors werden in Wärme umgewanÂdelt. Für eine möglichst umfassende Rückgewinnung und weitere Nutzung dieser Energie sind sowohl luft- und fluidgekühlte SchraubenÂkompressoren als auch wassergekühlte ölfrei verdichtende Kompressoren hervorragend geeignet. Am einfachsten und effizientesten ist es, die vom Kompressor erwärmte Kühlluft direkt zu nutzen. Ein Luftkanalsystem leiÂtet die Warmluft in benachbarte Lagerräume oder Werkstätten. Natürlich lässt sich die Kompressorabwärme auch in vorhandene WarmwasserÂheizsysteme und Brauchwasseranlagen einspeisen. Je nach VerdichtungsÂprinzip und Kühlung ist dadurch ein Großteil der installierten KompresÂsorleistung wärmetechnisch nutzbar.
In vielen Anlagen der Druckluftversorgung steckt noch einiges Einspar-PoÂtenzial – nicht nur hinsichtlich der Energieeffizienz. Wer Druckluft nicht nur als –sowieso vorhanden– sieht, kann hier mit wenig Mühe schnell seine lauÂfenden Ausgaben deutlich reduzieren. Über eine genaue BedarfsanaÂlyse lässt sich der Vorteil auch gut quantifizieren und bewerten. Das Plus daÂbei: Wer auf diese Weise seine Ausgaben für elektrische Energie oder fosÂsile Brennstoffe senkt, reduziert nicht nur die eigenen Kosten. GleichÂzeitig sinkt auch der Kohlendioxidausstoß.
Besucher der ComVac können sich zu diesen Themen vom 4. bis 8. April 2011 in Hannover schnell einen Überblick verschaffen. Ein zentraler AnÂlaufpunkt ist dabei der ComVac Eco-Park – ein Pilotprojekt der Deutschen Messe AG als Veranstalterin sowie des Verbandes Deutscher Maschinen- und Anlagenbau e. V. (VDMA). Hier können Interessierte sehr leicht in die aktuellen Themen der Druckluft- und Vakuumtechnik einsteigen. Stetig steigende Energierechnungen verlieren damit ihren Schrecken.