Der Geschäftsführer von Ärzte ohne Grenzen,
Florian Westphal, hat vor einer katastrophalen Versorgungslage der
Zivilbevölkerung in weiten Teilen Syriens gewarnt. Kurz vor
Weihnachten spiele sich „vor allem in dem belagerten Gebiet Ost-Ghuta
östlich von Damaskus eine humanitäre Katastrophe ab“, sagte Westphal
der „Heilbronner Stimme“ (Donnerstag). „Nach der jüngsten Welle von
Luftangriffen konnten Hunderte Verletzte in den wenigen verbliebenen
Kliniken nur notdürftig versorgt werden, fast alle Notkliniken
mussten schließen. Die Gesundheitsversorgung ist nahezu
zusammengebrochen, wir hören von den Medizinern vor Ort ständig
Berichte von zivilen Opfern und von Kindern mit schwerer
Mangelernährung.“
Auch in anderen nicht zugänglichen Gebieten herrsche ein massiver
Mangel. „Im Flüchtlingslager „Berm“ bei Rukban in der Wüste zwischen
Jordanien und Syrien harren etwa Zehntausende Vertriebene aus, vor
allem Frauen und Kinder. Der Zugang zu diesen Menschen ist kaum
möglich, Ärzte ohne Grenzen versuchte seit mehr als einem Jahr
vergeblich, Zugang zu ihnen zu erhalten“, klagte Westphal.
„Selbst in den Gebieten, die weit vom Kampfgeschehen entfernt
liegen, drohen Zivilisten große Gefahren, vor allem durch Minen,
nicht explodierte Bomben und gezielt gelegte Sprengfallen, aber auch
durch die prekären Lebensbedingungen in den Lagern und die
unzureichende medizinische und humanitäre Versorgung“, sagte
Westphal.
Die Forderung, Flüchtlinge nach Syrien zurückzuschicken, sei
angesichts der Sicherheitslage und einer möglichen Verfolgung durch
Kriegsparteien nicht zu verantworten, so Westphal. „Momentan dürfen
Menschen nicht gegen ihren Willen zur Rückkehr nach Syrien gezwungen
werden.“
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