Der SPD-Politiker Karsten Voigt, von 1969-1972
selbst Bundesvorsitzender der Jusos, lobt das Engagement des heutigen
Juso-Chefs Kevin Kühnert. Voigt schreibt in einem Gastbeitrag für die
„Heilbronner Stimme“ (Samstag): „Ich fühle mich an 1966 erinnert, als
ich selbst gegen die drohende Große Koalition demonstriert habe und –
so wie Juso-Chef Kevin Kühnert heute – andere junge Menschen
aufgefordert habe, in die SPD einzutreten, um etwas zu bewegen. 1966
war ich sauer auf die SPD, drei Jahre später konnte ich mich dann
wieder mit ihr identifizieren. Aus der Aufbruchstimmung und den
Debatten des Jahres 1966 folgte 1969 die Bildung der sozial-liberalen
Reform-Koalition. Ich sehe nur gutes, wenn sich junge Menschen dazu
entschließen, sich politisch zu engagieren und sich aktiv an der
Gestaltung von Politik und Gesellschaft beteiligen.“
Kritik an der Diskussion über die Neuauflage der GroKo könne er
nicht nachvollziehen. Voigt: „Muss man sich wirklich über die SPD
ärgern, nur weil sie eine Debatte führt? Die Aufregung ist für mich
nicht nachvollziehbar. Im Gegenteil, ich finde es hoch spannend, wie
sich die Sozialdemokraten in einem demokratischen Diskurs mit der
Frage auseinandersetzen, ob sie tatsächlich wieder in eine große
Koalition eintreten sollen. Mein 20-jähriger Sohn ist ebenfalls
SPD-Mitglied, er besucht jetzt überfüllte Versammlungen, in denen
sachlich, kontrovers und trotzdem ohne Aggression über die
Regierungsbildung und auch die Zukunft unserer Partei gesprochen
wird. Es ist ein politisches Engagement zu spüren, wie ich es seit
Jahren nicht mehr erlebt habe. Was von außen als Streit beschrieben
wird, erlebe ich als aufregende Debatte!“
Voigt erinnert zudem an das vergangene Wahljahr: „Wer nun über ein
zu viel an Debatte klagt und Konsens einfordert, der sei an die
Situation vor den Bundestagswahlen erinnert. Vor ein paar Monaten
lautete doch die allgemeine Kritik, es werde zu wenig über politische
Inhalte gesprochen, es fehle grundsätzlich an Diskussionskultur. Ich
jedenfalls bin sehr froh, dass meine SPD so debattierfreudig ist und
die Mitglieder mehr Mitsprache über Inhalte und Personen verlangen.“
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