Heilbronner Stimme: Türkische Gemeinde: Auch in Deutschland lebende Türken werden von der AKP eingeschüchtert

Der Bundesvorsitzende der Türkischen Gemeinde in
Deutschland, Gökay Sofuoglu, hält die Attacken des türkischen
Präsidenten Recep Tayyip Erdogans gegen Europa für ein Zeichen der
Verzweiflung. „Erdogan hat große Angst das Referendum zu verlieren“,
sagte Sofuoglu der „Heilbronner Stimme“ (Samstag).

Umfragen zeigten, dass das Nein-Lager derzeit tendenziell einen
knappen Vorsprung habe. „Erdogan hat seine Wahlen bisher immer
gewonnen, indem er Feindbilder geschürt hat“, sagte Sofuoglu. „Jetzt
hat er Europa als neues Feindbild entdeckt.“ Dass diese Strategie
Erfolg habe, glaubt der Stuttgarter nicht. „Mit den Nazi-Vergleichen
und Ausfällen gegen Deutschland, die Niederlande oder Dänemark ist
Erdogan viel zu weit gegangen.“ Damit treffe er nicht die Stimmung
unter den Türken – weder in Europa noch in der Türkei. „Seine
Strategie wird durchschaut.“

Die türkische Gemeinde verfolge das Ziel, Demokratie und
Menschenrechte zu unterstützen. Deshalb sei es keine Frage gewesen,
sich beim Referendum neutral zu verhalten. Die Nein Kampagne gegen
die Verfassungsänderung in Deutschland bestehe aus einer breiten
Bewegung aus unterschiedlichen politischen Gruppierungen: „In der
Öffentlichkeit hier werden vor allem die Veranstaltungen der AKP
wahrgenommen“, sagte Sofuoglu. „Aber das Nein-Lager in Deutschland
ist sehr stark.“

Trotzdem versuche die AKP auch in Deutschland Druck auf die hier
lebenden Türken auszuüben und Angst zu schüren. „Gegner des
Referendums werden als Vaterlandsverräter oder sogar Terroristen
denunziert“, klagte Sofuoglu dem Blatt. So hätten türkische
Unternehmer und Akademiker in Deutschland Angst, sich öffentlich
gegen das Referendum zu positionieren. Sie fürchteten
wirtschaftlichen Konsequenzen in ihrer Heimat.

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