In den Fall des im Iran zum Tode verurteilten,
international renommierten Mediziners Ahmadreza Djalali (46) hat sich
die EU eingeschaltet. Nach Informationen der „Heilbronner Stimme“
wurde bereits Ende Oktober in Teheran eine gemeinsame Protestnote der
EU-Mitgliedstaaten übergeben, die sich gegen das Todesurteil
aussprach. Das Auswärtige Amt steht zu diesem Fall in enger
Abstimmung auch mit EU-Partnern.
Zudem haben sich jetzt, wie die Zeitung weiter berichtet
(Samstag), 75 Nobelpreisträger, darunter die Schriftstellerinnen
Herta Müller und Elfriede Jelinek sowie die Chemiker Gerhard Ertl und
Joachim Frank, in einer gemeinsamen Erklärung an den UN-Botschafter
des Iran mit der Bitte um Freilassung Djalalis gewandt. Ein weiterer
Brief, verfasst vom Committee of Concerned Scientists mit der Bitte
um Unterstützung, ging an Bundeskanzlerin Angela Merkel, die
britische Premierministerin und die Präsidenten von Frankreich,
Italien und der EU-Kommission. Das Kanzleramt bestätigte der
„Heilbronner Stimme“ den Eingang des Schreibens an Merkel.
Aus dem Auswärtigen Amt ist zu hören, es verfolge die Entwicklung
des Falles von Ahmadreza Djalali „sehr aufmerksam und mit großer
Sorge“. Die Bundesregierung lehne die Todesstrafe ab. Und weiter:
„Diese klare Haltung ist weltweit und auch in Iran bekannt. Wir
sprechen die Menschenrechtslage, ausdrücklich auch Einzelfälle,
regelmäßig auf allen Ebenen gegenüber der iranischen Seite an.“
In dem Brief an die Bundeskanzlerin bitten sie die Wissenschaftler
des Committee of Concerned Scientists, das Leben des Mediziners
Djalali zu retten: „Bitte tun Sie alles, was Ihnen möglich ist, um
ein solch schweres Unrecht zu verhindern, das das Leben eines
angesehenen Wissenschaftlers und Arztes gefährdet.“ Der iranische
Mediziner Djalali, der eigentlich in Schweden lebt, wurde während
eines Heimatbesuches verhaftet. Am 25. April 2016 war der Professor
für Katastrophenmedizin zu einem Kongress in sein Heimatland Iran
gereist. Der Experte für Katastrophenmedizin war mit dem Auto von
Teheran nach Karadsch unterwegs, als plötzlich der Wagen von
Sicherheitskräften gestoppt wurde. Djalali schließlich im
Evin-Gefängnis in Teheran inhaftiert. Die Haftanstalt ist bei
Menschenrechtsorganisationen für Folter und unmenschliche Bedingungen
bekannt. Der Vorwurf: Er habe für eine ausländische Macht spioniert.
Schließlich wurde er wegen „Feindschaft gegen Gott“ angeklagt und am
21. Oktober 2017 zum Tode verurteilt. Zuvor befand sich Djalali
mehrere Monate in Einzelhaft, auch trat er in den Hungerstreik, sein
gesundheitlicher Zustand verschlechterte sich rapide.
Djalali hat unter anderem am Forschungsinstitut für Notfallmedizin
Crimedim in Novara (Italien) gelehrt. Eine an den iranischen
Präsidenten Hassan Ruhani gerichtete Petition im Internet haben fast
300.000 Menschen unterzeichnet. Den Vorwurf, der 46-Jährige habe
Spionage für den Erzfeind des Irans, Israel, betrieben, können die
Wissenschaftler, die sich für ihn einsetzen, nicht nachvollziehen.
Der Katastrophen-Spezialist habe auf seinen weltweiten Reisen zwar
auch Mediziner aus Israel getroffen, sich aber lediglich fachlich
ausgetauscht. Von Spionage könne keine Rede sein.
Am 31. Januar 2017 war Djalali ohne Beisein seines Rechtsbeistands
dem Revolutionsgericht in Teheran vorgeführt worden. Damals hatten
sich Politiker darum bemüht, eine Anklage und damit ein Todesurteil
zu verhindern. So hatte sich Evelyne Gebhardt, stellvertretende
Präsidentin des europäischen, schriftlich an die EU-Außenbeauftragte
Federica Mogherini gewandt. Sie rief Mogherini dazu auf, alle
erforderlichen Schritte zu unternehmen, um das Leben des zweifachen
Familienvaters zu retten.
ZUR PERSON:
Ahmadreza Djalali arbeitet seit 1999 im Bereich der
Katastrophenmedizin. Die Hilfe für ihn wird angeführt vom
Forschungsinstitut Crimedim und dem in der Türkei lebenden Professor
Hakan Altintas. Djalali verließ 2009 den Iran, um seinen Doktor am
Karolinska-Institut in Schweden zu machen. Zudem hat er als Dozent in
Italien und in Brüssel gearbeitet.
LINKS:
Erklärung der Nobelpreisträger: http://concernedscientists.org/201
7/11/iranian-born-physician-sentenced-to-death-appeals-made-to-revers
e-sentence/
Brief an Angela Merkel: http://concernedscientists.org/2017/11/ira
nian-born-physician-sentenced-to-death-appeals-made-to-reverse-senten
ce/
Aktion auf Facebook: https://www.facebook.com/ahmadreza.djalali
Petition im Internet: https://www.change.org/p/hassan-rouhani-urge
nt-justice-and-freedom-for-ahmadreza-djalali-md-emdm-phd?recruiter=87
646051&utm_source=share_petition&utm_medium=facebook&utm_campaign=sha
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