Hohe Kontinuität in den Führungsetagen von Familienunternehmen / Studie auf Basis von 13.000 Führungskräften zeigt langfristige Unternehmenspolitik von Familienunternehmen

Geschäftsführer und Vorstände von
Familienunternehmen bleiben signifikant länger im Amt als die
entsprechende Führungsriege bei Unternehmen in Streubesitz. Das zeigt
eine aktuelle Studie der Stiftung Familienunternehmen zur
„Verweildauer des Managements von Familienunternehmen und Unternehmen
in Streubesitz“, die vom Institut für Mittelstandsforschung (ifm)
Mannheim durchgeführt worden ist.

Breite Datenbasis

„Was bislang nur gefühlt und an einzelnen Beispielen festgemacht
wurde, ist hier auf breiter Datenbasis nachgewiesen worden“, so
Detlef Keese, Projektleiter der Studie beim ifm Mannheim. Tatsächlich
wurden die Daten von 137 Unternehmen, 70 Familienunternehmen und 67
Nicht-Familienunternehmen, ausgewertet. Insgesamt wurden knapp 13.000
Personen in die Analyse miteinbezogen. Darüber hinaus wurde die
Analyse der Verweildauer auch erstmals in Unternehmens- und
Personendaten aufgefächert: So wurde nicht nur Funktion und
Geschlechtszugehörigkeit abgefragt, sondern auch sortiert nach
Beschäftigtenzahl und Größe, Tätigkeitsschwerpunkt, Standort und
Rechtsform des Unternehmens.

Ausgewählte Ergebnisse im Einzelnen:

1. Geschäftsführer und Vorstände

Nur 6, 2 Jahre bleiben Topleute im Durchschnitt bei Unternehmen im
Streubesitz im Amt, bei Familienunternehmen sind es 8,3 Jahre. Dieser
signifikante Unterschied kommt besonders in der Verteilungsanalyse
zum Ausdruck. So ist die Klasse mit 15 und mehr Jahren Verweildauer
mehr als doppelt so häufig für das Top-Management in den
Familienunternehmen besetzt wie in den Nicht-Familienunternehmen.

Auch wenn man den Blick auf die einzelnen
Beschäftigtengrößenklassen lenkt, bleibt die Grundaussage bestehen.
Vor allem in Unternehmen unter 1.000 Beschäftigten ist die
Verweildauer von Geschäftsführung und Vorstand in Familienunternehmen
mit 8,3 Jahren deutlich länger als in Nicht-Familienunternehmen (3,7
Jahren). Aber auch in der Größenklasse zwischen 50 und 100 Tsd.
Beschäftigten zeigt sich eine deutliche Diskrepanz: So ergibt sich
ein personaler Durchschnittswert von 8,7 Jahren für den
entsprechenden Personenkreis in Familienunternehmen. Bei den
Vorständen in den Unternehmen im Streubesitz kann ein Durchschnitt
von 6,9 Jahren errechnet werden.

Gleiches gilt bei der Fokussierung auf Umsatzgrößenklassen oder
Tätigkeitsbereiche der Unternehmen. Egal ob „Finanzen und
Versicherungen“ oder „Verarbeitung und Handel“, in jedem Bereich ist
die Fluktuationsquote bei Familienunternehmen deutlich geringer als
bei Nicht-Familienunternehmen, einzig bei Unternehmen, die vorwiegend
im Technologie-Bereich tätig sind, verhält es sich anders. Hier
liegen die beiden Unternehmenstypen gleich mit einer
durchschnittlichen Verweildauer von 6,8 Jahren gleichauf.

„Gerade die Führungsriege in einem Unternehmen hat eine enorme
Vorbildfunktion. Wenn hier ein ständiges Kommen und Gehen herrscht,
ist regelmäßig eine Verunsicherung aller Angestellten zu verspüren.
Zusätzlich ist dabei auch die Frage zu stellen, ob Veränderungen, die
Spitzenmanager treffen, nicht auch Zeit brauchen, um sich
auszuzahlen. Nachhaltige Unternehmenspolitik ist nicht mit einer
hohen Fluktuation immer neuer Spitzenleute durchzusetzen“, so Prof.
Dr. Dr. h.c. Brun-Hagen Hennerkes, Vorstand der Stiftung
Familienunternehmen.

Ein schneller Wechsel wird auch vom Kapitalmarkt nicht gefordert,
wie ein Blick auf die Unternehmen zeigt, die in der Rechtsform der AG
geführt werden: Mit 8,2 Jahren Verweildauer im Mittel der
Aktiengesellschaften liegen Familienunternehmen deutlich höher als
Unternehmen im Streubesitz mit 6,3 Jahren. „Die beiden Indizes
DAXplus Family und GEX, die eigentümergeführte Unternehmen an der
Börse abbilden, sind bei weitem erfolgreicher. Auch hier scheint sich
Langfristigkeit und Nachhaltigkeit im wahrsten Sinne des Wortes
auszuzahlen“, ergänzt Hennerkes.  

2. Prokuristen

Die Verweildauer von Prokuristen in Deutschland liegt in
Familienunternehmen im Mittel über alle Unternehmen bei 7,5 Jahren.
Vor allem in Familienunternehmen in den unteren
Beschäftigtengrößenklassen sind Prokuristen signifikant länger im Amt
als ihre Kollegen in Nicht-Familienunternehmen. So dauert das
Beschäftigtenverhältnis eines Prokuristen in einem
Familienunternehmen, das zwischen 1.000 und 9.999 Mitarbeiter hat,
durchschnittlich 8,9 Jahre, während es in kleineren
Familienunternehmen im Schnitt deutlich kürzer ist, nämlich 5,4
Jahre.

Dass es einen Zusammenhang zwischen Beschäftigungsdauer und
Performance des Unternehmens gibt, zeigt sich, wenn man die
Unternehmen mit wirtschaftlichem Aufwärtstrend betrachtet. Hier
nämlich sind Prokuristen mit 7,8 Jahren gemittelt im Amt, in
Nicht-Familienunternehmen 5,9 Jahre. In Unternehmen ohne
wirtschaftlichen Aufwärtstrend gleicht sich die Verweildauer an.

„Die Zahlen zeigen, dass Führungsriegen oftmals nur kurze
Gastspiele geben, was den Unternehmen letztlich schadet. Wertvolles
Know-how geht verloren und das Vertrauen der Mitarbeiter. Diese wie
auch die Geschäftspartner und Kunden setzen auf Kontinuität der
Geschäftsführung. Zudem sind komplexe Geschäftsprozesse nur mit
großer Nachhaltigkeit statt mit stetigem Richtungswechsel zu
bewältigen!“, kommentiert Hennerkes.

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