IFA: Alltagstechnologien werden immer mehr zu einer Disziplin der Informatik

Berlin – Professor Wolfgang Wahlster vom Deutschen
Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI) in
Saarbrücken definiert das Kürzel „KI“ auch als Künftige
Informatik. Und die wird für Alltagstechnologien immer
relevanter. „Das Internet der Zukunft ist die Integration des
Internets der Dinge, der Dienste, des 3D-Webs und des
semantischen Webs. Wir werden immer mehr digital veredelte
Alltagsgegenstände bekommen die miteinander vernetzt sind,
vom smarten Stromzähler bis zur Ladestation für Elektroautos.
Neue Geschäftsmodelle entstehen, wenn man nun dieses
Internet der Dinge mit den entsprechenden Internet-Diensten
verbindet. IP-basierte Vernetzung werden wir von der Fabrik bis
ins Automobil erleben“, so Wahlster.
Bald dürfte es ökonomischer sein, Geräte statt mit klassischen
Bedienungselementen und Anzeigen mit einer unsichtbaren
Funkschnittstelle wie NFC, WLAN oder ZigBee auszurüsten und
damit die Interaktionskomponente in das Web oder auf das
Handy zu exportieren, schreiben die ETH-Zürich-
Wissenschaftler Friedemann Mattern und Christian Flörkemeier
in einem Beitrag für die Zeitschrift „Informatik Spektrum“: „Von
dieser Entwicklung profitieren dann auch smarte Dinge, die
bislang keine Möglichkeit hatten, ihren Zustand der Umwelt zu
offenbaren, weil sie für traditionelle Nutzungsschnittstellen zu
klein sind oder, wie etwa bei einem Herzschrittmacher oder
einem Kleidungsstück, andere Gründe dagegen sprechen.“
Aus technischer Sicht sei es eher ein kleiner Schritt, wenn sich
diese Objekte statt nur mit Browser oder Handy auch mit
Internetservices verbinden oder sogar untereinander vernetzen.
Generell würden zunehmen hybride Produkte entstehen, die
sich aus physischer Leistung und neuer Informationsleistung
zusammensetzen. „Wenn Gegenstände Zugangspunkte für
passende Services darstellen, können Produkte beispielsweise
Nutzungsempfehlungen und Wartungshinweise geben, über
Garantieleistungen Auskunft erteilen oder auf ergänzende
Produkte hinweisen“, führen Mattern und Flörkemeier weiter
aus.
Auf der Internationalen Funkausstellung (IFA) vom 3. bis 8.
September werde man eine Entwicklung sehen, wie die
gesamte Unterhaltungselektronik immer mehr zu einer Disziplin
der Informatik wird und hybride Technologien den Markt
erobern, prognostiziert der Bitronic-Chairman Peter B. Záboji.
„So stürzt sich die IT-Branche mit großem Elan auf die mobile
Telefonie und ermöglicht völlig neue Anwendungsszenarien, die
weit über die Sprachkommunikation hinausgehen. Aus Sicht
von Bitronic ist das mehr als willkommen, denn wir haben
unsere Wurzeln in der Informationstechnologie“, betont der ITK-
Experte. Irgendwann würden die Unterschiede zwischen Handy,
Note- und Netbook, sowie stationärem PC völlig verschwinden.
Online-Dienste auf dem Fernseher werden zu den Top-Themen
der IFA zählen. Das große Potenzial der neuen
Gerätegeneration liege in programmbegleitenden
Informationen auf Knopfdruck. Zusätzlich bieten die TV-Portale
von Philips, Samsung, Sony und LG neue Möglichkeiten, Spiel
und Spaß am Fernseher mit TV-Apps zu erleben.
Jedes Unternehmen feilt nach Analysen des Beratungshauses
Mind Business an Geschäftsmodellen für Web-Services und
Online-Dienste, die weit über den Verkauf der Endgeräte hinaus
gehen. Der After Sales-Spezialist Bitronic sieht die digitale
Heimvernetzung als wichtigen Baustein für eine Ausweitung der
Anwendungsszenarien im Internet. Was sich in den eigenen
vier Wänden durchsetzen würde, habe auch Einfluss auf die
gesamte Wirtschaft.